World Invasion: Battle Los Angeles (2011)

Written by Joerg Melzer on May 3, 2019

Schiffe platzieren sich an strategisch sinnvollen Positionen, Aliens geraten in direkten Kontakt mit dem Menschen. Von der unsichtbaren Barriere alter Zeiten entfernt, weit weg von Robert Wises klinischer Botschaftenkommunikation, von Steven Spielbergs zum unnahbaren Ereignis aufgeblasenen Erstkontaktmomenten, ja selbst von Roland Emmerichs UFO-Invasion, stehen sich Mensch und Alien endgültig Angesicht zu Angesicht gegenüber, in einer von wackelnden Kameras begleiteten, extrem physischen Situation. Der klassische Invasionsfilm wird, Zeitgeist sei dank, mit dem Kriegsfilmgenre gekreuzt. Da sollte man auf die nahe liegenden Vergleiche mit dem Gebrüder-Strause-Effektplacebo "Skyline" pfeifen; der wahre Fixpunkt von "World Invasion" ist mit seiner fast identischen Optik "District 9".

Genauer gesagt: "World Invasion" ist die unterbelichtete, zurückentwickelte, prähistorische, primitive, simple, reaktionäre Ausgabe von "District 9". Als wären all die Gedanken, die sich Neil Blomkamp und Peter Jackson zur nicht gerade stiefmütterlich behandelten Thematik "Alienlandung" gemacht haben, wie davon gefegt, als wäre all der Fortschritt eliminiert. Vom Innovationsgrad von "District 9", der so gekonnt das Apartheidsproblem auf die Beziehung des Menschen zum Außerirdischen übertrug und beide Parteien, letztere nahezu revolutionär, charakterisierte, könnte man inzwischen verwöhnt sein. Da mutet es fast schon anachronistisch an, wenn Jonathan Liebesman (dessen zurückliegende Regiearbeiten man glücklicherweise, wohl aufgrund des unerklärlicherweise ihm anvertrauten hohen Budgets, nicht wieder erkennt) stattdessen Parolen schwingende Militärs ins Zentrum rückt, die gegen ominöse Aggressoren antreten, welche in ihrer Form als mechanisch-biologisch anmutende Hybriden zwar rein physisch betrachtet relativ greifbar bleiben, allerdings nicht im Geringsten charakterisiert werden.

Das Ergebnis? Propagandistisches Weltuntergangskino, dessen apokalyptische Bilder grundsätzlich mit Gegenschlagparolen kommentiert werden. Ein Plädoyer für das Handeln und wider die Schockstarre – links, rechts, scheißegal, Hauptsache ab dafür. Etwas Humor, der einzig der zynischen Unterfütterung der Einstellung dient, mit der die Helden in Tarnfarben in den Kampf ziehen. Das Wesen des Gegners ein vager Schemen am Horizont. Die Soldaten wiederum ein Haufen von Stereotypen, angereichert noch mit hastig angeschnittenen Klischeeszenen aus dem Privatleben, die verdeutlichen, was auf dem Spiel steht.

Wie man das finden soll – alles eine Sache der Einstellung? Vielleicht, denn Liebesman zieht bei allen Mängeln ein unwiderstehliches Tempo auf, das frappierend an "Black Hawk Down" erinnert. Inszenatorisch ist das Kriegsspektakel im steten Wechsel von Nahkampfsequenzen und Totalen, die das ganze Ausmaß der Zerstörung zeigen, durchaus geglückt. Die Flugbahnen der einschlagenden Kometen in der Anfangsszene, ein abstürzender Heli und das majestätisch im Himmel schwebende Mutterschiff setzen sowohl die Highlights als auch markante Eckpunkte. Von der Befürchtung, allzu viel Zeit werde mit Einsatzbesprechungen und Taktikgeschwafel vergeudet, ein Problem vieler Kriegsfilme, bleibt nach nur wenigen Minuten nicht viel übrig.

Doch kann die neuerliche Verwüstung der Stadt der Engel nicht davon ablenken, wie viel mehr als ein reiner SciFi-Actioner daran hängt. Wozu die handkameraähnliche Aufnahmetechnik, wenn nicht, um Authentizität für einen höheren Zweck zu erzeugen? Warum der übergreifende, kapitelähnliche Titel, wenn nicht, um anhand einer Reihe von Sequels ("Battle: New York", […] "Battle: Seattle", […] "Battle: Buxtehude"?) eine übergreifende Geschichte zu erzählen? Wenn, dann funktioniert "World Invasion" als abgeschlossener Entertainment-Krachmacher; betrachtet man ihn als erstes Kapitel einer Saga, so kann es Kapitel 2 nur besser machen