Avengers: Age of Ultron (2015)

Verfasst von Joerg Melzer am 2. Mai 2019

Als Umschlag der zweiten Avengers-Phase ist "Age Of Ultron" gezwungen, wieder endlos Krach und Lärm aufs Cover zu bringen, da Marvel nicht vom Konzept abweichen möchte, die Klassentreffen zu einer Multiplikation der Einzelkapitel auszuformulieren. Mehr Superhelden = mehr Action, ist die althergebrachte Devise, und so hat der zweite Super-Superheldenfilm der Serie nun eben das Problem, nur noch alternieren und variieren zu können, was die erste Zusammenkunft von Iron Man, Hulk & Co. bereits geliefert hat. Überraschungen ausgeschlossen.

Dass in einer der ersten Szenen sämtliche Charaktere in einer vorgetäuschten Zufallssituation nebeneinander in Angriffsposition gehen und dabei in Zeitlupe von der Kamera gefilmt werden wie 100-Meter-Sprinter nach dem Startschuss, ist nun wieder ein klares Bekenntnis zum Comic-Kitsch, nachdem die Comicfilmszene in der Vergangenheit immer wieder darum bemüht war, die quietschbunte Herkunft entweder ironisch zu verpacken oder gleich ganz durch Pseudorealismus zu ersetzen. Doch die Avengers erscheinen nun in ihren Kostümen (die sich ja eigentlich gegenüber den Solo-Sets nur in Details verändert haben) endlich genau so albern, wie man sie sich vor eineinhalb Jahrzehnten vorgestellt hätte, bevor alles begann.

Dabei hat "Age Of Ultron" hinter all den generisch gewordenen Stadtzerstörungen sogar ein paar Qualitäten, die Whedons Vorgängerfilm nicht zu bieten hatte. Einen interessanten Gegner beispielsweise. Zumindest anfangs. Ultrons erster Auftritt ist ein echter Gänsehautmoment, weil er ein Element aus diversen Indie-Horrorfilmen an den Mainstream heranträgt: Eine dunkle Gestalt, die sich materialisieren kann, ohne an ihren Körper gebunden zu sein; oder auch eine fremdgesteuerte Puppe, die auf einmal den Willen und die Fähigkeiten entwickelt, ihre Fäden zu kappen. Ein wahrlich bedrohlicher Auftakt, der im Folgenden noch mit ein paar guten Szenen untermauert wird, leider aber gegen Ende gegen Dümmlichkeiten ausgetauscht wird, die dem stimmigen Aufbau unwürdig sind. Je weiter die Zerstörung voranschreitet, desto mehr scheint sich auch Ultron vom Stumpfsinn blenden zu lassen.

Etwas Bewegung gibt es immerhin auf persönlicher Ebene innerhalb der SHIELD-Gruppe. Whedon sorgt sich um charakterliche Weiterentwicklung insbesondere der Johansson- und Ruffalo-Figuren, lässt sich andererseits aber auch immer wieder zu einer endlosen Anzahl an Cameos verleiten (so ziemlich jede Nebenfigur der letzten 10 Jahre Marvel hat einen Auftritt) und muss natürlich auch genug Platz für die Action einräumen. Der angekündigte Extended Cut kann dem Film trotz der jetzt schon stattlichen Laufzeit eigentlich nur nützen, sollte dann aber hoffentlich eher in die Charaktere investiert werden als in weitere Zertrümmerung, die den ohnehin schon klotzenden "Avengers" in einigen Momenten nochmal toppt, dabei aber eigentlich jederzeit austauschbarer wirkt.