Man of Steel (2013)

Written by Joerg Melzer on May 2, 2019

Ich glaubte zunächst schon, Snyder belehre mich eines besseren und man könne aus Superman doch noch was Anständiges rausholen: Die ersten Minuten von "Man Of Steel" sind zwar doof, aber prächtig unterhaltsam, was auch an der überbordenden Fantasie der Produktionsdesigner liegen mag, die für den zerberstenden Planet Krypton allerlei schillernde Funktionsabläufe erdacht haben. Bei dem ganzen Wabern und Implodieren von Gestellen und Gestalten im Hintergrund entsteht der Eindruck, dass Russell Crowe & Co. ihre Dialoge vor der prachtvollen Kulisse einer Unterwasserwelt palavern, und von Beginn an sympathisiert man mit der Ausstattung des Films mehr als mit der Handlung oder den Charakteren.

Dann aber muss sich der Fokus unweigerlich auf den immer noch langweiligsten und glattesten aller Superhelden richten. Obwohl Snyder seine Hauptfigur bei ihrer Entstehung aus echtem Holzfällerholz schnitzt, ihn einen wild wuchernden Bart tragen und Seeluft riechen lässt, ist sie für jeden interessanten Diskurs schon schnell verloren. Das liegt weniger an Henry Cavill als vielmehr an dem vorhersehbaren Handlungsbogen, der zwar bemüht ist, dem Sterblichen im Publikum die Bürde des Unsterblichen begreiflich zu machen, der daran aber einmal mehr grandios scheitert, obwohl eine antreibende Nebenfigur mit Kevin Costner wiederum stark besetzt wurde (dabei sind charakterstarke Vaterfiguren eigentlich eine Spezialität Marvels).

Je mehr sich das dramatische Element jedoch zuspitzt, desto verlorener wirkt Snyder jedoch: Zuerst spielt er Schach mit uninteressanten Bauern wie der von Amy Adams grandios teilnahmslos dargestellten Lois Lane, und wer selbst einen Charaktermimen wie Michael Shannon derart verheizt, um dessen Schauspielführungsqualitäten kann es nicht weit bestellt sein; dabei wurde Shannon im Vorfeld doch als Lichtblick gehandelt, doch sein General Zod scheint gar nicht recht bei der Sache zu sein.

Als auch die zwischenmenschlichen Momente nicht gelingen mögen, rettet sich Snyder in die eine Disziplin, die ihm so viele Fans beschert hat - Action Nonstop. Diesmal zwar im Wackelstil statt mit stylisher Zeitlupe, am Prinzip der Maßlosigkeit allerdings ändert das wenig. Es kracht an allen Enden, so sehr, dass Glas und Beton jede Bedeutung verlieren, weich wie Butter werden, die Materie ihrer Beschaffenheit beraubt wird - das volle Kontrastprogramm zu einem Film wie "Gravity", der erst wieder daran erinnerte, wie sich Schwerkraft wirklich anfühlt.

Snyder scheitert zwar mit mehr Zeter und Mordio als Bryan Singer, aber letztlich ebenso offensichtlich wie der Regisseur beim letzten Versuch, und das "Man Of Steel" wird zum Leitsatz für die Undurchdringlichkeit eines Superhelden, bei dem es noch niemandem gelungen ist, einen Blick unter die Schale zu werfen, um zu sehen, wie der Stählerne überhaupt funktioniert.