Schatten der Wahrheit (2000)

Verfasst von Kalla Malla am 11. Juli 2016

Der Film bietet eine recht bekannte Grundstory: Eine Frau sieht eine geisterhafte Gestalt im Haus. Eigentlich würde dieser Satz schon reichen, um den ganzen Film zu beschreiben. Und ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass diese Prämisse einen 2 stündigen nicht unbedingt tragen kann, oder?

Vorhersehbarkeit scheint sowieso der ewige Begleiter des Horrorfilmes zu sein, weswegen die meisten Vertreter des Genres sich auch weit unterhalb der dreistelligen Minutenmarke aufhalten. In "Schatten Der Wahrheit" hat man nochmal 20 Minuten mehr, die man wirklich spührt. Die Schauspieler machen ihre Sache gut, gar keine Frage, doch das Drehbuch gab leider nicht viel mehr her, als dass sie Stereotypen verkörpern müssen: der Mann, der in seine Arbeit versessen ist, und die Frau, die sich missverstanden und allein gelassen fühlt. Zusätzlich gibt es noch die Tochter, die gerade in eine Art Internat gezogen ist, doch da man sie schon in Minute 5 dorthin verfrachtet hat und sie danach bis auf zwei Nebensätze auch nie mehr erwähnt, bleibt ihr Charakter auch auffallend sinnbefreit. Ohne sie wäre es auch gegangen und man hätte außerdem auch nicht das Gefühl gehabt, dass der Film einen ganzen Charakter vergisst.

Das ist ja generell so eine Sache: Gewisse Szenen und Folgenabläufe wollen so gar nicht zueinander passen. Denn Robert Zemeckis, der übrigens mit "Forrest Gump" immernoch einen meiner Lieblingsfilme gedreht hat (Amerika Propaganda hin oder her), bringt oftmals interessante Storyelemente auf, die er genauso schnell wieder fallen lässt, wie er sie eingebracht hat. Zum Beispiel gibt es im ersten Drittel des Filmes eine erste Erklärung für die Geistererscheinung seitens der Protagonistin. Sie glaubt nämlich, dass dies ihre Nachbarin sei, die von ihrem merkwürdig rüberkommenden Ehemann umgebracht wurde. Leider wird dieser Teil der Story so halbherzig in das übrige Konstrukt eingewoben, dass man als Zuschauer sofort weiß, dass bald die Erkenntnis kommt, der Nachbar sei doch unschuldig.

Ironischerweise ist die Szene, in der unsere Hauptdarstellerin am Fenster steht und mit einem Fernglas das Nachbarhaus absucht, während sie sich immer mehr in die Mordsache in ihrer unmittelbaren Nähe hineinsteigert, mit die beste des ganzen Filmes. Sie ist enorm spannend und intensiv, aber wird eben alsbald recht lahm über den Haufen geworfen. Zusätzlich ist die Aufklärung noch so an den Haaren herbeigezogen, dass es mich wirklich geschüttelt hat. Und auch dieser Filmabschnitt wird im weiteren Verlauf völlig vergessen. Klar, der Nachbar hat niemanden gekillt und ist unschuldig, aber dass eine solch eklatante Fehleinschätzung der Protagonistin in 90 weiteren Filmminuten keine Rolle mehr zu spielen scheint, wirkt unglaubwürdig.

Ab diesem Zeitpunkt verfängt sich "Schatten Der Wahrheit" dann auch noch zu sehr in Belanglosigkeit, denn die schlussendliche Erklärung ist so simpel, dass sie einen solch langen Aufbau nicht verdient hat. Der hölzern und forciert wirkende Finaltwist ist auf niederstem Tatort Niveau und entspricht so ziemlich jedem B-Film, der Samstag nachts im Fernsehen läuft. Aber nichtmal das stört mich, sondern lediglich die Überheblichkeit mit der Zemeckis versucht und glaubt, sein Publikum gerade an der Nase herumgeführt- und überrascht zu haben.

In Bezug auf Kamera, Optik und Schauspieler, gibt es wie gesagt nichts zu motzen, genauso wie "Schatten Der Wahrheit" per se kein glatter Reinfall ist. Es hätte nur wesentlich mehr am Drehbuch gearbeitet werden sollen. Somit bleibt ein durchschnittlicher Hochglanz Thriller, der zu viel Potential durch seine unentschlossenen und löchrige Inszenierung verschenkt. Gerade ein guter Regisseur wie Robert Zemeckis sollte mehr draufhaben als dieses Flickwerk von Film, dass auch nur eine Randnotiz in seiner Filmografie darstellt. Forrest Gump würde beschämt davonlaufen...