Der letzte König von Schottland (2006)

Written by Kalla Malla on February 3, 2016

Hollywood hat den Krisenherd Afrika wieder für sich entdeckt. Nachdem bereits Filme wie Hotel Ruanda, Der ewige Gärtner und zuletzt Blood Diamond in ihrer Geschichte auf die Probleme des schwarzen Kontinents hingewiesen haben, folgt nun Der letzte König von Schottland diesem durchaus löblichen Beispiel. Warum ein Film über den ehemaligen Präsidenten von Uganda, Idi Amin, Der letzte König von Schottland genannt wird, bleibt dem Zuseher zunächst unklar, wird aber im Laufe des Films erklärt: Zum Einen wird dem Regenten des Landes ein schottischen Berater zur Seite gestellt und zum Anderen will er die britischen Agenten so aus seinem Land vertreiben, wie es die Schotten in ihrem Heimatland geschafft haben.

Nicholas Garrigan (James McAvoy) will nach seinem abgeschlossenen Medizinstudium in Schottland nicht den selben Weg wie sein Vater einschlagen, deshalb beschließt er nach Uganda zu reisen, um dort mitzuhelfen ein vernünftiges Gesundheitssystem aufzubauen. Er arbeitet an der Seite von Dr. Merrit (Adam Kotz) und seiner Frau Sarah (Gillian Anderson) in einem kleinen Dorf. Doch als eines Tages der neue Präsident des Landes, Idi Amin (Forest Whitaker) nach einer Ansprache einen Unfall in der Nähe des Dorfes hat, verarztet Nicholas ihn und der Präsident ist vom selbstsicheren Auftreten des jungen Arztes so sehr begeistert, dass er ihm anbietet sein persönlicher Leibarzt zu werden. Nicholas und der Präsident entwickeln eine enge Freundschaft zueinander und schon bald wird der junge Schotte der engste Vertraute von Idi Amin. Er wird durch schnelle Autos, viel Geld und ein ruhmreiches schönes Leben geblendet und merkt nicht, dass der Präsident immer paranoider wird und sowohl politische Gegner, als auch Unschuldige in Massen hinter Nicholas Rücken tötet...

Der letzte König von Schottland führt uns mit einem heiteren Unterton in die Welt von Uganda und am Anfang wird der Zuseher in die selbe Feel-Good Stimmung versetzt, in der sich auch Nicholas befindet. Man lässt sich vom sympathischen Auftreten des Diktators blenden, kommt erst nach und nach, durch die enormen Stimmungsschwankungen des Präsidenten, dahinter, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Im zweiten Teil des Filmes bekommt die Paranoia langsam ein Gesicht und man blickt direkt in die Abgründe der menschlichen Seele und kann das wahre Gesicht von Idi Amin erkennen. Diese beiden Teile werde perfekt durch eine Partyszene verbunden, in der die Kamera in verstörenden Bildern den Zusehern entgültig von seiner Vorstellung des Postkartenafrikas wegbringt.

Regisseur Kevin MacDonald ist ein preisgekrönter Dokumentarfilmer, der für One Day in September einen Oscar erhalten hat, und diese Dokumentarnote kann man dem Film auch deutlich ansehen. Grobkörnige Bilder und verstörende Sequenzen, sowie ein sehr rauer Look und ein durch Zooms und unrundes Scharfziehen geprägter Film erinnern sehr an Realaufnahmen. Man kann sich als Zuseher sehr gut in die Rolle von Nicholas einfühlen.

Der Film basiert auf der realen Figur des ugandischen Diktators Idi Amin, dessen Geschichte um den fiktiven schottischen Arzt erweitert wurde. Diesen Kniff kann man getrost unter künstlerische Freiheit einordnen, da der weiße Held der politischen Aussagekraft des Films und seiner Botschaft keinen Abbruch tut. Er erweist sich sogar als regelrechter Glücksgriff um der Geschichte um Macht und Völkermord einen gewissen Thrilleranstrich zu geben. Dies mag zwar die rein afrikanische Geschichte etwas beschneiden, da sie sozusagen für die westliche Welt kompatibel gemacht wird, aber der emotionalen und narrativen Seite der Geschichte tut es sehr gut.

Der eigentliche Hauptdarsteller, der den Zuseher quasi wie ein Reiseführer durch den Film leitet, ist übrigens nicht, wie man es nach den Awardregen als Bester Hauptdarsteller glauben sollte, Forest Whitaker, sondern James McAvoy. Er löst seine Aufgabe wirklich gut, doch gegen den grandios aufspielenden Forest Whitaker verblasst jeder Darsteller in diesem Film. Er verkörpert Idi Amin mit einer solch unberechenbaren und kraftvollen Aura, dass er den Zuseher sowohl mit seiner sympathischen Seite für sich gewinnen kann, als ihn auch durch seine unkontrollierbaren Wutausbrüche verstören kann. Diese Darstellung ist auf jedenfall oscarwürdig und prägt den Film sehr. Besonders da Forest Whitaker eine von Natur aus ruhige Ausstrahlung hat, wirken sich die Wutausbrüche sehr stark aus und dass er im Film nicht derjenige ist der in Film tragen muss, sondern derjenige der nur in kurzen, schemenhaften Auftritten für Spannung sorgt, wirkt sich sehr positiv auf seinen Einfluss auf den Film aus.

Technisch geht der Film einen durchaus interessanten Schritt. Die Kameraarbeit wird perfekt dazu eingesetzt um die Geschichte zu verstärken und auch der Soundtrack passt sich der zunehmend paranoiden Atmosphäre an. Hinzu kommt ein Stil, der sehr an Dokunteraufnhamen erinnert. Viele schnelle Zooms und unruhiges Scharfstellen verstärken diesen Effekt und steigern die Glaubwürdigkeit des Films sehr. Man kann Der letzte König von Schottland durchaus als Geheimtipp bezeichnen, da er zwar auf einfühlsame Weise auf die Probleme Afrikas hinweist, aber gleichzeitig wohl das Schicksal anderer solcher Filme teilen wird und von der Masse nicht die Anerkennung bekommen wird die er verdient.

Fazit: Der letzte König von Schotlland überzeugt vor allem durch seine spannende Geschichte, die zwischen Polit-Thriller und Drama angesiedelt ist. Besonders die Tatsache , dass man als Zuseher zu Beginn, genau wie der Hauptdarsteller des Films, durch die Macht und die Ausstrahlung von Idi Amin geblendet wird und erst nach und nach sein wahres Gesicht entdeckt, weiß zu gefallen. Ein weiterer klarer Höhepunkt ist die Darstellung Forest Whitakers, der sich hier von seiner besten Seite zeigt. Definitiv Sehenswert!