L.A. Crash (2005)

Verfasst von Kalla Malla am 22. August 2015

»It's the sense of touch. Any real city, you walk. You know? You brush by people, they bump into you. In L.A. nobody touches you. We're always behind this metal and glass. It's the sense of touch. I think we miss that touch so much that we crash into each other just so we can feel something.«

Paul Haggis war bis zum vorigem Jahr ein gänzlich unbekannter Drehbuchschreiber von diversen Fernsehserien wie zum Beispiel »Emergency Room«. Doch dann wendete sich das Blatt für ihn. Durch sein Drehbuch für Clint Eastwoods oscarprämiertes Meisterwerk »Million Dollar Baby« machte er Cineasten weltweit auf sich aufmerksam. Diesen Umstand des Ruhmes nutze er gleich um sein neustes Projekt »LA Crash« zu verwirklichen, für das er nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern erstmals auch als Regisseur durchstarten wollte.

Den oben beschriebenen Monolog stammelt Detective Graham Waters (Don Cheadle) vor sich hin während er benommen in seinem Auto liegt. Er und seine Kollegin Ria (Jennifer Esposito) hatten gerade einen Unfall und sie kümmert sich besorgt um ihren Partner. Mit diesem Unfall beginnt und endet »LA Crash« und im folgenden werden uns die letzten 24 Stunden im Leben völlig verschiedener Menschen gezeigt die im Endeffekt mehr gemeinsam haben als es zunächst scheint.

Anthony (Ludacris) und Peter (Larenz Tate) gehen gemeinsam die Straße entlang und diskutieren darüber wie sinnlos der Rassismus der weißen Bevölkerung ihnen gegenüber doch ist. In Wirklichkeit müssten eigentlich die Schwarzen viel mehr Angst vor den Weißen haben als umgekehrt. Doch dann kippt die Szene plötzlich, die beiden ziehen eine Waffe und stehlen das Auto von Staatsanwalt Richard Cabot (Brendan Fraser) und dessen Frau Jean (Sandra Bullock). Das ergibt für den Staatsanwalt ein doppeltes Problem: In kürze stehen Neuwahlen an und er möchte die Wählerstimmen der schwarzen Bevölkerung nicht verlieren und außerdem wird seine ohnehin leicht ängstige Frau nun vollkommen verstört...

Daniel (Michael Pena) muss Nacht für Nacht durcharbeiten um sich die Wohnung leisten zu können die er seiner Tochter zu Liebe in einer sicheren, aber teuren Gegend gekauft hat und muss unter anderem das Schloss des Iraners Farhad (Shaun Toub) auswechseln, dessen Laden schon zum wiederholtem Mal ausgeraubt wurde. Daniel versucht dem Iraner mitzuteilen das seine Tür kaputt ist und das neue Schloss nichts nützt. Doch da dieser ihn nicht versteht geht Daniel. In der folgenden Nacht wird der Laden von Farhad wieder ausgeraubt. Fahrad ist am Boden zerstört und gibt Daniel Schuld an der ganzen Missserie...

Der Streifenpolizist Ryan (Matt Dillon) muss sich jeden Tag um seinen schwerkranken Vater kümmern. Im Dienst übertritt er dafür ständig die Grenzen des Erlaubten. Eines Nachts hält er den Wagen von TV-Regisseurs Cameron (Terrence Dashon Howard) und betatscht vor dessen Augen seine hübsche Freundin Christine (Thandie Newton). Dies löst eine Ehekrise der beiden aus da Cameron nur untätig zusah und außerdem entschließt sich Tommy Hanson (Ryan Phillippe), der gutmütige Partner von Ryan, diesen bei ihrem Vorgesetzten zu melden. Von nun an kann Tommy nur mehr alleine Streife fahren da er aus der Polizeigemeinschaft ausgestoßen wird...

Paul Haggis gelingt es dabei diese oberflächlich betrachtet sehr unterschiedlichen Episoden geschickt miteinander zu verweben. Rassismus und Vorurteile sind die zentralen Themen aller Episoden und die ineinandergreifende Erzählweise zeigt uns dabei die unterschiedlichsten Streitfragen. Paul Haggis verzichtet dabei zum Glück auf den großen Knall der in anderen Hollywood Filmen gerne als stumpfsinniger Höhepunkt verwendet wird, sondern erzählt uns seine wundervolle und spannenden Geschichte zwar doch mit genügend Pathos, aber dennoch stimmiger als in den meisten Produktionen. Gegen jede Hollywood Regel. Der Stil den er dabei anschlägt passt sich wunderbar in die erzählte Thematik ein und fängt den Zuseher von Anfang an ein.

In »LA Crash« gibt es vor allem zwei Szenen die garantiert in Erinnerung bleiben. Zum einen als Christine einen Unfall hat, das Auto sich überschlägt und Benzin ausläuft. Ryan ist der erste Polizist am Tatort und nun ist der Mann der sie Stunden zuvor sexuell Belästigt hat der einzige der sie noch retten kann. Dann wäre da noch die geniale Schlussszene, die hier aus Spannungsgründen nicht näher erläutert werden soll.

»LA Crash« ist vom Anfang bis zum Ende ein herausragender Film bei dem Paul Haggis einfach alles richtig gemacht hat. Die Darsteller sind vom Feinsten. Es dürfte zwar mittlerweile bekannt sein das Don Cheadle ein ausgezeichneter Akteur ist, aber dennoch überrascht sein Talent immer wieder. Er scheint einfach jede Rolle meistern zu können. Ganz egal ob »Ocean's Twelve«, »Hotel Ruanda«, »Traffic« oder eben »LA Crash«. Er weiss immer zu gefallen. Aber überraschend waren vor allem die ausgezeichneten Leistungen von Sandra Bullock, Thandie Newton oder Terrence Dashon Howard die in dem Film wirklich gezeigt haben was in ihnen steckt. Trotz all diesen tollen Darstellern bleibt einer als der klare Höhepunkt in Erinnerung. Matt Dillons geballte Darstellung stellt alles in den Schatten. Er verkörpert den liebvollen Sohn genauso wie den grenzübertretenden Polizisten mit einer virtuos gespielten Präsenz und Ausstrahlung. Diese Darstellung könnte bei der folgenden Oscarverleihung leicht mit einem Nebendarsteller Oscar belohnt werden.

Zum Schluss muss man noch erwähnen das Paul Haggis mit seinem Film großteils eine traditionelle Schwarzweiss Malerei vermeidet. Keine der Figuren ist nur gut oder nur böse. Alle wirken aus dem Leben gegriffen. So ist Ryan nicht nur der rücksichtslose Polizist, sondern auch ein Sohn der nur seinen Vater gesund pflegen will. Diese Abwechslung hebt LA Crash zusätzlich noch aus der Menge an Episodenfilmen heraus.

Fazit: »LA Crash« ist Filmkunst auf höchstem Niveau. Geniale Schauspieler werden mit einer ausgezeichneten Story gemischt. Dazu kommt der wundervolle Erzählstil kombiniert mit der perfekten Technik und dem schönen Soundtrack. Verfeinert mit der inhaltlichen Aussage ergibt sich ein äußerst stimmiger Film.