Laura (1944)

Written by Kalla Malla on October 26, 2014

Die attraktive und erfolgreiche Werberin Laura Hunt (Gene Tierney) wurde erschossen. Der Detective Lieutenant Mark MacPherson (Dana Andrews) ermittelt und bekommt es mit zwei Hauptverdächtigen zu tun: dem arroganten Journalisten Waldo Lydecker (Clifton Webb), einem alternden Verehrer der Verstorbenen, und dem verweichlichten Versager Shelby Carpenter (Vincent Price), ihrem Verlobten, die sich beide spinnefeind sind. Als MacPherson ein Porträt Lauras sieht, erliegt auch er ihrem Charme …

»Laura« gehört ganz oben auf die Liste der unsterblichen Hollywood-Klassiker und hat diesen Platz auch absolut verdient. Otto Preminger hat mit diesem doch überraschend kleinen, schlichten Film eines der ganz großen Meisterwerke des »Film Noir« geschaffen, das noch heute seinen Einfluss ausübt und immer wieder kopiert wird.

Die Handlung von »Laura« ist denkbar einfach, sogar die Frage nach dem Täter kann der aufmerksame Zuschauer schnell beantworten, doch darum geht es nicht in diesem Drama um Liebe, Besessenheit, Besitztum und Abhängigkeit. Jeder der Männer, die mit »Laura« zu tun hatte, wollte sie ganz für sich haben und sie kontrollieren. Nur Andrews liebt sie für das, was sie ist - ein Geist, eine wunderschöne Erscheinung, eine Versprechung. Regisseur Preminger unterspielt die romantischen Elemente der Story und hält den Film immer spannend und straff. Die Dreharbeiten waren allerdings von allerlei Intrigen überschattet. Zunächst begann Regisseur Rouben Mamoulian mit Kameramann Lucien Ballard im April 1944 mit den Dreharbeiten. Nach Meinungsverschiedenheiten mit Produzent Preminger legte er recht schnell die Regie nieder. Auch Lucien Ballard hielt es nicht länger am Set, er wurde durch Joseph LaShelle ersetzt, der für seine grandiose Kamera-Arbeit mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

Dana Andrews ist als Ermittler unglaublich cool, Gene Tierney spielt als geheimnisvolle Laura die Rolle ihres Lebens. Der Titelsong wurde zu einem Welterfolg. In Deutschland entstand in den 70ern eine TV-Version mit Hildegard Knef als Laura, der Burt Reynolds-Thriller »Sharky und seine Profis« benutzt ebenfalls die Grundgeschichte des Klassikers.

Natürlich steht am Ende von »Laura« die Aufklärung, natürlich bleibt der Täter nicht unentdeckt, mehr (viel mehr) als an der kriminalistischen Recherche (die durch eine überraschende Resurrektion knalleffektiv getwistet wird) liegt Otto Preminger jedoch an der Erforschung geheimnisvoller Tiefen der menschlichen (genauer gesagt: männlichen) Seele, wo romantische Besessenheit Traumbilder zum Leben erweckt, wo unbändige Begierde ihre obskuren Objekte selber schafft, um sie in einem Akt fanatischer Hörigkeit schließlich vor vermeintlicher Schändung zu bewahren und gewaltsam zu verewigen: »Love is stronger than life. It reaches beyond the dark shadow of death.«