Mata Hari (1931)

Verfasst von Kalla Malla am 25. Oktober 2014

Die Geschichte der Doppelagentin »Mata Hari« ist dutzendfach verfilmt worden, aber Greta Garbos Darstellung ist bis heute die eindringlichste und bekannteste.

War »Garbo spricht!« die Werbezeile zu Greta Garbos erstem Tonfilm »Anna Christie«, hätte der Slogan »Garbo tanzt!« gut zu »Mata Hari« gepasst, denn ihr halbnackter Verführungstanz ist so gewagt und so ungewohnt aufreizend, wie Hollywood es in den frühen 30ern gerade noch zugelassen hat.

Trotz einiger leichter Schwächen ist »Mata Hari« ein gutes Beispiel für die unglaubliche Opulenz der frühen MGM-Filme mit seinen ausschweifenden Dekors und Kostümen. Historische Wahrheit interessiert Regisseur George Fitzmaurice nicht. Wichtiger ist ihm die Figur »Mata Hari«, und die wird durch Drehbuch und natürlich Garbos Darstellung außerordentlich komplex. Wie schon in »Krieg im Dunkel« ist die Spionin hin- und hergerissen zwischen Pflicht und Liebe, muss für ihre Sünden büßen und ist gleichzeitig Täter und Opfer, Verführerin und Verdammte. Ihr zur Seite stehen Ramon Novarro, der neben John Gilbert vielleicht der idealste (und hübscheste) Partner der Garbo war, sowie Lionel Barrymore, Lewis Stone und die in einer Nebenrolle sehr beeindruckende Karen Morley als Agenten-Kollegin.

Dennoch ist dies ganz und gar Greta Garbos Film. Alles an ihr ist wie immer reine Kino-Magie, fotografiert wurde sie hier wie so oft von ihrem Lieblings-Kameramann William Daniels, der eine atemberaubende Großaufnahme ihres faszinierenden Gesichts an die nächste reiht. Darüberhinaus ist »Mata Hari« in der zweiten Hälfte sehr bewegend und spannend. Mögen Buch und Inszenierung manchmal die Grenzen zum Kitsch überscheiten - Greta Garbo verliert nie Würde und Stolz. Er gehört nicht zu ihren besten Filmen, doch ihre grandiose Darstellung macht ihn auch heute noch zum Genuss.