The Poseidon Adventure (1972)

Verfasst von Kalla Malla am 14. April 2013

Der alte Passagierdampfer »SS Poseidon« steht kurz vor der Ausmusterung und befindet sich auf seiner letzten Fahrt von New York nach Athen. Am Silvesterabend befindet sich das Schiff mit Mittelmeer, als Kapitän Harrison die Nachricht erreicht, daß es vor Kreta ein starkes Seebeben gegeben hat. Die Crew läßt zwar umgehend die Schotten schließen, doch der Dampfer ist start topplasting, weil Mr. Linarcos als Vertreter des Reeders verboten hatte zusätzlichen Ballast aufzunehmen und trotzdem anorndete mit voller Kraft zu fahren. Kurz vor Mitternacht feiern die Passagiere im Ballsaal, um das neue Jahr zu begrüßen. Nur wenige Minuten danach wird die instabile »Poseidon« von einer Monsterwelle getroffen, kentert und treibt daraufhin kieloben im Meer. Da die Brückenbesatzung tot ist, müssen sich die Überlebenden selbst helfen. Doch die meisten der Passagiere verbleiben jedoch beim Zahlmeister im scheinbar sicheren Ballsaal. Unter Führung von Reverend Scott begibt sich lediglich eine kleine Gruppe in Richtung Kiel, da dies nun der Weg in die Freiheit ist. Doch auf dem Weg zum Wellentunnel hat der kleine Trupp etliche gefährliche Hindernisse zu überwinden ...

Mein Gott, was hatte ich wochenlang für Alpträume, als ich »Poseidon Inferno« als Kind im Fernsehen sah, und auf ein Schiff hat man mich ohnehin nicht mehr gekriegt. Das ist zwar mittlerweile überwunden, aber auch heute noch zählt »Poseidon« zu den besten, spannendsten und unheimlichsten Katastrophenfilmen seines Genres.

Regiseur Ronald Neame schafft es tatsächlich, den Film konstant auf hohem Tempo und Hochspannungsniveau zu halten, scheut sich auch nicht vor Ausflügen ins Horror-Genre. Überhaupt ist der umgestürzte Luxusliner nichts anderes als eine klassische »Haunted House«-Geschichte, inklusive Geistern (die kleine Gruppe Überlebender, die im letzten Drittel wie Zombies an den Hauptfiguren vorbeiziehen, beschert mir jedes Mal eine Gänsehaut), tödlichen Fallen und ständiger Bedrohung in der Dunkelheit - tatsächlich spielen nur die ersten 10 Minuten am Tag, danach gibt's (notwendigerweise) bis zum Ende des Films kein Tageslicht mehr zu sehen, was das Ganze noch atmosphärischer macht. Einen Großteil des Vergnügens leistet natürlich die Ausstattung, welche die Schwierigkeit, alle Sets kopfüber zu entwerfen, großartig erledigt.

ABER »Poseidon Inferno« strotzt auch vor schlimmen Momenten, die stets zum Katastrophenkino dazu gehören. Zu den unfreiwillig komischen Szenen gehört u.a. ein Tauchgang, den Shelley Winters abliefert, und bei dem wir unter Wasser einen Blick auf ihre - schluck - Unterwäsche erhalten! Mein persönlicher Favorit der 10 Dinge, die ich NIEMALS sehen wollte und nie wieder sehen will. Dazu kommt noch Gene Hackman, der als störrischer Priester unendliche Monologe über das Kämpfen hält, schon in seiner ersten Szene herumbrüllt und im folgenden sämtliche Charaktere ununterbrochen ankeift, schließlich sogar Gott persönlich, während er an einem heißen Ventilrad baumelt. Grandios auch Stella Stevens als vulgäre Ex-Hure, die nicht aus ihrer Kabine raus will aus Angst, einer der Matrosen würde sie erkennen.

Fazit: Bleibt ein etwas in die Jahre gekommener, jedoch zeitloser Klassiker des Katastrophenfilms, der einige spektakuläre Bilder parat hat, letztlich aber an seiner Ideenarmut krankt. So erstklassig die Kameraarbeit und die Sets auch sind, so durchschnittlich ist auch der Großteil der Schauspieler. »Poseidon Inferno« ist heute ein handelsüblicher Genrebeitrag, der damals seinen Ruf weg hatte, weil er technisch seiner Zeit voraus war. Die etwas unorthodoxen und deshalb so attraktiven Szenarios sind auf der Plusseite des Films zu buchen. Dafür mangelt es einfach an spektakulären Rettungsaktionen, Hilfestellungen in letzter Sekunde und eben den berühmten Momenten, in denen das Publikum das Blut in den Adern gefrieren sollte.