Gingerdead Man 2 - Die Passion der Kruste (2008)

Scritto da Kalla Malla il 30 agosto, 2012

Die Produktion des Low-Budget-Horrorfilms "Tiny Terrors 9", der das Studio des Filmemachers Kelvin eigentlich vor dem Bankrott retten sollte, entwickelt sich zum Desaster. Die Crew ist unmotiviert und vermasselt Aufnahme um Aufnahme, doch das soll alsbald die geringste Sorge der Trashfilmer sein, als eine mysteriöse Essenslieferung am Set eintrifft. Darin versteckt sich, inmitten von Süßkram und Leckereien, kein anderer als der Gingerdead Man, ein teuflischer und blutrünstiger Lebkuchenmann. Die vom Geist eines Serienkiller besessene Backware benötigt dringend Menschenopfer, weshalb ihm das Team dilettantischer Filmemacher natürlich äußerst gelegen kommt. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt erscheint dann auch der behinderte Filmfan Tommy mit seiner Pflegerin Heather am Set...

Es gibt Filme, die einfach nicht fortgesetzt werden sollten. Dies kann im Falle eines ordentlichen Streifens damit zu begründen sein, dass im ersten Teil bereits alles nötige gesagt wurde und eine Weiterführung der Geschichte dessen Andenken nur in den Schmutz ziehen würde. Dann gibt es da aber noch die andere Seite der Medaille: Filmflops, Trash-Gurken oder zelluloidgewordenes Kassengift, das ein Sequel schon aus jeder rationalen Betrachtungsweise heraus ausschließen würde. Mit The Gingerdead Man erschien im Jahr 2005 ein solcher Film, auf dessen Fortsetzung die Welt sicherlich nicht gewartet hat, die aber kaum drei Jahre später schon in den Startlöchern stand. Zwar durfte dem ersten Teil um einen amoklaufenden Keks damals noch ein gewisser Unterhaltungswert attestiert werden, der natürlich zu großen Teilen aus der kuriosen Idee der Story resultierte, doch hätte es ein Sequel zu ausgerechnet diesem Trash-Reißer sicherlich nicht dringend gebraucht. Die Trash-Schmiede Full Moon Pictures sah dies jedoch offensichtlich anders und ließ die Regisseurin Silvia St. Croix die Fortsetzung Gingerdead Man 2 - Die Passion der Kruste inszenieren. Dieser unsägliche Haufen filmischer Marter hat sein Pulver jedoch schon beim kongenialen Titel verschossen, auf mehr sollte man hier selbst als Trash-Enthusiast nicht hoffen.

Wo soll mit der Analyse eines Werkes begonnen werden, das von der ersten bis zur letzten Minute derart durchgeknallt und unberechenbar daherkommt, dass man es beinahe schon mit eigenen Augen sehen sollte, um das ganze Ausmaß der Katastrophe zu begreifen? Sicher, schon der erste Gingerdead Man war seinerzeit ein heißer Anwärter auf den wohl abgefahrensten Trashfilm des Jahres, doch Gingerdead Man 2 - Die Passion der Kruste stellt dies noch einmal in jeglicher Hinsicht in den Schatten - und dies leider nicht in positiver Hinsicht. Dabei sollte einem schon in Anbetracht der Laufzeit Böses schwanen, bringt es der Trash-Heuler doch gerade mal auf 69 Minuten. Abzüglich des langen Intros und des Abspanns bleibt somit gut und gerne eine Stunde Film, was so ziemlich für sich und gleichzeitig auch für das Unvermögen der drei Drehbuchautoren sprechen dürfte, die hinter dieser Intellektsmisshandlung des Publikums stecken.

Gingerdead Man 2 - Die Passion der Kruste gelingt es trotz dieser extrem kurz ausgefallenen Gesamtspielzeit zu keinem Zeitpunkt, einen interessanten Plot oder gar einen Ansatz von Spannung parat zu halten. Stattdessen verlässt sich der Film einzig und allein auf seine ausgefallenen Einfälle, die, das muss man ihm lassen, vereinzelt durchaus für Begeisterung bei Trashfans sorgen werden. Die Macher des Werkes waren sich seiner "Qualität" offensichtlich voll und ganz bewusst, weshalb die Inszenierung letztendlich auch überaus selbstironisch ausgefallen ist und mit Dialogen zum Fremdschämen, grenzdebilen Verhaltensweisen der Charaktere und zum krönenden Abschluß noch mit Killerpuppen aufwartet, die den Mörderkeks im Finale ans Kreuz nageln dürfen - unter ihnen ein Riesenpenis mit Frack, Glaubschaugen und einer krausen Haarpracht. Das ist hier jedoch selbstredend nur die Spitze des Eisberges. Gingerdead Man 2 - Die Passion der Kruste ist ein Nonstop-Sammelsurium des Blödsinns, das jedoch nur in angeheitertem Zustand oder im trash-resistenten Freundeskreis zu ertragen sein dürfte.

Wenn man die 69 Minuten überstanden hat, mag man kaum für möglich halten, was man da soeben ertragen musste. Die Inszenierung und die Requisiten könnten billiger nicht sein - da der Streifen schon an einem Filmset spielt, konnte man sich praktischerweise das nötige Kleingeld für richtige Kulissen sparen. Auch die Animation des Killer-Lebkuchens und der Puppen ist mit billigsten Mitteln entstanden, während der ab und an zu sehende Gore an die Anfangszeiten eines Herschell Gordon Lewis vor mehr als 40 Jahren erinnert. Gingerdead Man 2 - Die Passion der Kruste versucht all seine Unzulänglichkeiten letztlich jedoch augenzwinkernd als Humor an den Mann zu bringen und so richtig böse kann man dem Desaster somit auch kaum sein. Es ist ein beinahe schon charmanter Low-Budget-Streifen und gleichzeitig eine Huldigung an dieses Genre. So findet sich unter den Charakteren beispielsweise ein durchgeknallter Kritiker eines bekannten Horrorfilm-Portals, der sich als Behinderter getarnt Zutritt in das Filmstudio verschafft, nur um dieses mit einem Sprengstoffgürtel in Schutt und Asche zu legen, damit es in Zukunft keine miesen B-Movies mehr produziert. Solche Seitenhiebe auf die Industrie und die eigene Historie verleihen dem Ganzen fast schon einen Sympathiebonus, können Scheiße aber letztendlich auch nicht mehr in Gold verwandeln. Eine geschlagene Stunde lang darf das Publikum einem vulgären, fluchenden und stümperhaft synchronisierten Lebkuchenmann dabei folgen, wie er sich durch die Crew eines Drecksfilms-im-Drecksfilm meuchelt. Dazu gibt es dann als kleines Extra noch talentfreie, sich als Schauspieler ausgebende Doofbratzen, die man am liebsten eigenhändig über den Jordan schicken würde, sowie die wohl unnötigste und dämlichste Lovestory in der Geschichte des Films, die innerhalb von wenigen Sekunden aus heiterem Himmel entsteht und somit wenigstens noch für ein kleines Lächeln sorgen kann. Zum Lachen ist einem nach alldem im Grunde jedoch nicht mehr zumute.

Fazit: Gingerdead Man 2 - Die Passion der Kruste ist purer Trash nach allen Regeln der Definition und wird daher durchaus sein Publikum finden. Um so enttäuschender daher, dass der Film trotz einer ganzen Reihe an absurden und gelegentlich durchaus amüsanten Einfällen schlicht und einfach so blöd ausgefallen ist, dass er einem bereits nach kürzester Zeit gewaltig auf den Keks geht. Sicherlich gehen die wenigsten mit einer hohen Erwartungshaltung an einen Film über einen mörderischen Lebkuchenmann heran, doch was hier aufgefahren wird, ist nichts weiter als ein Tritt in das Gemächt des Zuschauers und reinster Stumpfsinn, daran kann auch eine gefällige Selbstironie, ein ans Kreuz genagelter Keks und ein Penis im Frack nichts mehr ändern.