Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies (1973)

Verfasst von Kalla Malla am 25. August 2012

Als die junge und in Großbritannien lebende Christina (Christina von Blanc) die Nachricht erhält, dass ihr Vater gestorben ist, macht sie sich sofort auf den Weg nach Monteserrat, wo ihre Familie in einem alten Schloß lebt. Als sie im Ort ankommt und in einem Wirtshaus übernachtet, rät man ihr aber, unbedingt von Schloß Montserrat fern zu bleiben, angeblich stünde es leer und keiner ihrer Verwandten sei mehr am Leben. Dennoch lässt sich Christina nicht von den Warnungen abbringen und wird am nächsten Tag vom geistig zurückgebliebenen Basilio (Jess Franco), einem ehemaligen Diener ihres Vaters, abgeholt. Im Schloß angekommen trifft die junge Frau auf einige ihrer Verwandten, darunter Onkel Howard (Howard Vernon) und Tante Abigail (Rosa Palomar). Besonders herzlich fällt der Empfang nicht aus, alle verhalten sich emotionslos und geistesabwesend. Obwohl sich Christina so gut es geht einleben möchte, fällt ihr dies nicht leicht. Nicht nur das seltsame Verhalten ihrer Familie ist abschreckend, auch kommt es immer wieder zu sonderbaren Ereignissen. Als die junge Frau einen Mann zum Schloß mitbringt, vertreibt Howard diesen und schlägt Christina sogar dafür. Sie beginnt Stimmen zu hören und sieht ihre Familie in der Nacht bei unheimlichen Folter- und Sexexzessen. Als ihr dann auch noch der Geist ihres erhängten Vaters erscheint, der ihr eindringlich rät, das Schloß so schnell wie möglich zu verlassen, ist es auch schon zu spät, denn die Königin der Verdammnis ist schon hinter ihr her..

Das Interessanteste an Filmemacher Jess Franco, dem Mann mit den unzähligen Pseudonymen, dürfte sein, dass der Spanier heute zu den bekanntesten Regisseuren des Horror- und Sexploitationfilms der 70er und 80er gilt, obwohl er in seiner Laufbahn überwiegend nur Schrott drehte. Franco war ein Vielfilmer, der in seiner Karriere beinahe 200 Streifen inszenierte, von denen heute allerdings nur wenige als Klassiker bezeichnet werden. Dennoch kennt man Franco und seine Werke als Fan des phantastischen Films einfach, ganz gleich, ob man mit seinen Werken etwas anfangen kann oder nicht. "Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies" gehört ohne Frage zu den bekannteren Werken Franco's und entstand kurz vor "Eine Jungfrau in den Krallen von Vampiren" und "Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein", die jedoch allesamt keinen Bezug zueinander haben, vielmehr handelte es sich dabei um eine Vermarktungsstrategie des deutschen Verleihs.

Der reisserische deutsche Titel, der nicht weniger aufsehenerregend ist als die Originalbetitelung "Christina, princesse de l'érotisme", lässt, zusammen mit der Coverbeschreibung des Films, auf ein sleaziges Sexploitationfeuerwerk des schlechten Geschmacks hoffen. Kein Wunder, ist dort doch die Rede von "explizit erotischen Ausschweifungen" und "mehreren Vergewaltigungen". Wenn man sich den Film ansieht, wird aber sehr schnell klar, dass es sich bei alledem nur um möglichst absatzfördernde Werbung handelt, die dem Film allerdings nur wenig gerecht wird. Jess Franco, der zwar durchaus auch dafür bekannt war, Pornographie in seine Werke mit einzubringen, drehte mit "Christina, princesse de l'érotisme" ein absolut untypisches und melancholisches Schauermärchen, das bei allen Horrorfans, die sich vom Covertext haben locken lassen, für lange Gesichter sorgen dürfte.

"Das Grauen von Schloss Montserrat", wie der Film hierzulande auch heißt, ist geprägt von einer düsteren und schwerwiegenden Stimmung, die einen Großteil des Films ausmacht und die gleichzeitig seine größte Stärke sein dürfte. Horror an sich wird man in dem Film vergeblich suchen, denn blutig wird es nie, geschweige denn wirklich unheimlich. Der Streifen baut einzig und allein auf seiner Atmosphäre auf, die Jess Franco allerdings überaus gut gelungen ist.

"Seit einer Stunde fahren wir tiefer und tiefer in das Tal von Montserrat hinein. Es kommt mir so vor, als würde ich einen sonderbaren Traum erleben. Der Gesang der Vögel ist mir nicht mehr vertraut, das Zwitschern einer Lerche verwandelt sich zusehends in das Krächzen eines großen, hässlichen Raubvogels. Diese Blumen, diese Pflanzen, die das Leben atmen und dennoch durch ihre bizarre Formen und unwirklichen Farben ein Gefühl tief verwurzelter Schwermut vermitteln. Schlingpflanzengleich winden sie sich in das feingliedrige Netz deiner Gefühle. Welch verwirrender Duft, ein fremdartiges Universum tut sich auf. Schatten greifen nach mir, rauben mir den Atem, unendliche Traurigkeit macht sich breit..."

Bereits dieser Anfangsmonolog Christina's, der zu einer traurigen musikalischen Untermalung erzählt wird, macht klar, in welche Richtung sich "Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies" bewegen wird. Stellenweise steckt melancholische Posie in dem Film, die von dem schweren Klang Trauermarschgleicher Orgeln nur noch verstärkt wird. Franco lieferte hierbei keinen typischen 08/15 Film ab, sondern versteht es blendend, psychedelische Traumsequenzen mit beinahe gedichtähnlichen Dialogen verschmelzen zu lassen. Dazu kommt noch seine bekannte Inszenierung. Starre Kameras filmen oft sekundenlang ausdruckslose Gesichter in Nahaufnahme, im direkten Kontrast dazu stehen überaus schöne und lebendige Naturaufnahmen, beispielsweise ein mit zahlreichen Seerosenblättern bedeckter See.

Durch seine schwerfällige und unspektakuläre Inszenierung erinnert der Film auch mehr an ein poetisch-beklemmendes Märchen für Erwachsene als an richtigen Horror. Dennoch ließ Franco seine Markenzeichen nicht gänzlich außer Acht. Die Frauen entkleiden sich immer dann, wenn es sich irgendwie einbauen lässt, auf Sexszenen muss man allerdings verzichten. Die Erotik gliedert sich passend ins Gesamtbild des Films ein und verleiht ihm einen noch surrealeren Touch. Von dem Titel des Films sollte man sich indes nicht täuschen lassen, denn wirkliche Zombies sieht man nie (und im Producer's Cut auch nur in Traumsequenzen), vielmehr erinnern die Familienmitglieder Christina's an seelenlose, traurige und einsame Wesen. Den reisserischen Titel sollte man deshalb gänzlich außer Acht lassen, denn "Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies" lässt all das vermissen, was einen richtigen Zombie -oder Horrorfilm ausmacht.

Wer sich allerdings darüber im Klaren ist, was ihn hier erwartet, der wird einen Film sehen, den man so schnell nicht wieder vergisst, auch wenn man sagen muss, dass an einigen Stellen leider etwas Langatmigkeit aufkommt. Spannung wird auch nur selten erzeugt, dies scheint aber vom Regisseur so beabsichtigt gewesen zu sein. Zumindest lässt sich sagen, dass die großteils eher unbekannten Schauspieler ihre Sache alle gut machen, bis auf Jess Franco selbst, der als dummer und nur undefinierbare Laute von sich gebender Basilio ziemlich fehl am Platz wirkt. Dafür konnte Franco mit Christina von Blanc eine hübsche und talentierte Hauptdarstellerin gewinnen, die allerdings bis heute keine erfolgreiche Karriere vorweisen kann und neben diesem Film noch in den Softsex-Streifen "Jungfrauen-Report" und "Hochzeitsnacht-Report" zu sehen war.

Fazit: Hinter dem irreführenden, deutschen Titel und der reisserischen Coverbeschreibung verbirgt sich ein düsterer und poetisch anmutender Gruselfilm, der nur selten wirkliches Horrorfeeling aufkommen lässt, der durch seine tolle Atmosphäre aber auf eine ganz spezielle Art und Weise zu gefallen weiß. Wer nur auf Blut und Terror aus ist, wird diesen Film schnell wieder enttäuscht aus dem Player nehmen, man sollte hierfür schon eine gewisse Toleranz für andersartige Filmkunst mitbringen. Ein bedrückend-genialer Soundtrack, eine dichte Atmosphäre, tolle Kulissen und Landschaftsbilder und nackte Haut ergeben im Fall von "Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies" einen sehenswerten Film, der durch seine schwermütige Art allerdings auch nur bedingt unterhaltsam ist. Kein Streifen also für gesellige Horrorfilmabende und kein Film, den man sich oft ansehen wird. Einen anmaligen Blick ist Franco's Film aber allemal wert.