Fantastic Four (2005)

Written by Joerg Melzer on May 8, 2019

„Alle vier Minuten kommt die U-Bahn hier vorbei/ und alle dreieinhalb Minuten kommt ein neues Bier/ und ich sage dir/ das ist ungesund!“(Element of Crime)

Ohne Bier geht es aber auch nicht – vor allem in diesen modernen Zeiten, wo uns alle paar Wochen eine neue Comicverfilmung um die Ohren gehauen wird (gefühlter Abstand: alle acht Tage) oder auch sonst hauptsächlich Filme laufen, die statt als Drehbuch eher als Comic gut aufgehoben gewesen wären. Nachdem wir schon dem Guten (Batman Begins) und dem Schlechten (Blade 3, Elektra) in seiner reinsten Form begegnet sind, ist es nun Zeit für die trashige Schnittmenge. Wobei wir trashig nicht überbewerten wollen, aber wenn wir uns schon ein Vokabelchen suchen müssen, dann nennen wir es „camp“, was man ins Deutsche gar nicht definitiv übersetzen kann, das muß man leider fühlen können!

Bei den „Fantastic Four“ hat sich wieder mal eine Horde von Produzenten, darunter Bernd-ich-wär-so-gern-Mr.Euro-Fantastic-Eichinger und Chris Columbus einen Regisseur gesichert, der genausogut ein Pseudonym sein könnte (Tim Story???) und dann aus den wesentlichen Anteilen der allerersten F4-Geschichten eine Comic-Verfilmung zusammengebastelt, zielgruppenorientiert, betont jugendlich, onelinergespickt und mit so viel Tiefgang wie ein Fußbad.

Weil viele Köche dann ja auch den Stil verderben, kommt hier erst überhaupt keiner auf – Film als Gegenstück zu Aero Luftschokolade (mmmh...), ein Konstrukt um Luftblasen herum. Helden wider Willen, die üblichen Ego-Problemchen, Herzschmerzkrisen und der am Ende immer siegende freundschaftliche Impuls. Das alles möglichst flott und reibungslos wegerzählt, auf daß sich das durchschnittliche Kinopublikum (gefühlter IQ: ca.88, mit Popcorn 82, Ausnahmen gibt’s immer; ja, auch mit Popcorn) nicht über eventuelle Logikfehler mokieren mag.

Dem Rezipienten bleiben jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder: ich verdamme diesen künstlichen Scheiß bis in alle Ewigkeit, denn die Kalauer sind bisweilen atemberaubend hohl, der Böse hat kein wirkliches Charisma, die Storyelemente sind altbekannt. Was die Tricks angeht, hat sich die FX-Schmiede wohl auch fantastisch beeilen müssen, denn Reeds Stretch-Tricks sehen deutlich nach PC aus. Darüber hinaus ist Jessica Alba wieder mal nur Kleiderständer, Gruffudd ist ein lahmer Trottel, Chris Evans ein teenorientierter Nervtöter und Michael Chiklis trägt einen Gummi-Anzug. Und was die Aufdringlichkeit an Product Placement angeht, so gibt es hier den Peinlichkeit-Gedächtnispreis posthum verliehen.

Oder: ich gönne mir reichlich Cola/Bier im Kinosessel und beame mich gedanklich so ca. 20 Jahre zurück. Dann muß ich nur noch entscheiden, ob genug Sympathiefaktor dabei rüberkommt, um mir das Teil gefahrenarm reinzuziehen oder ich nur für blöd verkauft werde. Für muntere 100 Minuten wieder so um die 15 Jahre alt gibt’s dann doch noch was zu entdecken, nämlich daß mir Johnny Storm damals wesentlich lieber war als jeder Superman von Krypton, daß Jessica Alba noch ein paar Jährchen als feuchter Teenietraum vor sich hat, daß man Michael Chiklis mit oder ohne Anzug am liebsten knuddeln und nach Hause nehmen würde und dieser altbackene Anzug einen Charme an den Tag legt, den kein motherf***g CGI-Techniker je kreieren kann. Die Story ist einfach, sie ist "camp", aber hey, draußen scheint die Sonne, wir wollen nachher noch an den Teich runter oder tanzen gehen. Zu viel Action ist auch nicht und die ist auch noch bemüht, aber das Mädchen/der Junge neben dir will ja auch was davon haben, ohne jetzt Schwerstarbeit leisten zu müssen.

Ich hab gestern mal letzteres gemacht. Weiß der Teufel, was mich geritten hat...

Natürlich war ich Opfer der Marketingmaschine, hab schon die Hälfte wieder vergessen, werde mich in dreieinhalb Minuten vielleicht über vieles mokieren, spätestens beim nächsten Bier. Gestern, für knapp zwei Stunden ging es, ohne schlimmere Schmerzen, mit Füßen vorne auf der Lehne und reichlich unkastrierter Cola. Da hab ich in „Krieg der Welten“ mehr gelitten. Aber da hat ja Tom Cruise auch drin gesungen.