Ant-Man (2015)

Verfasst von Joerg Melzer am 4. Mai 2019

Einen Perspektivwechsel hatte Marvel nochmal ebenso nötig wie eine Abrüstung im SFX-Krieg, der im zweiten „Avengers“-Auftritt schließlich zu mancher Lächerlichkeit geführt hatte. Insofern hat der Fließbandanbieter der Ware Comicverfilmung wieder so viel richtig gemacht, dass er um den eigentlich längst nötigen Totalverriss mal wieder herumkommt. Die Besetzung der Hauptrolle mit dem unscheinbaren Paul Rudd, der Michael-Douglas-Clou, das an den ersten „Iron Man“ erinnernde Erzähltempo, der nur per Fußnote mit dem Avengers-Hauptknoten verbundene und somit herrlich in sich abgeschlossene Mikrokosmos, das sehr geschickt eingefädelte Mackie-Cameo… alles ist so verflucht stimmig, dass man Marvel tatsächlich wieder nur brav den Kopf streicheln kann. Die eingerollte Zeitung wäre an dieser Stelle mal wieder fehl am Platze und muss auf später verschoben werden.

Insbesondere der völlig neu erschlossene Spielplatz der CGI-Künstler, die Mikroebene, muss bei „Ant-Man“ als spannende Facette betrachtet werden. Beim Publikum ist die Kunst der Verkleinerung in Vergessenheit geraten; „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ und „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ sind seit Jahrzehnten hinter Spinnweben verborgen; insbesondere der Superheldenfilm war immer darauf bedacht, die Welt um ihre Figuren herum zu vergrößern, anstatt die Figuren selbst zu verkleinern.

An der zeitweise unfertig wirkenden Animationsqualität lässt sich ablesen, dass hier für Fortsetzungen noch viel Spielraum nach oben ist – ein weiteres Indiz dafür, dass man sich eigentlich schon wieder viel früher auf den Schrumpfeffekt hätte besinnen sollen. Es tut gut, auch mal Alltagsgegenstände aus anderer Perspektive zu betrachten und Peyton Reed lässt durchaus seine Fantasie walten, um das Spiel mit Größenverhältnissen kreativ zu halten.

Auf Rahmenebene leistet sich der Film eine der typisch großzügigen Einleitungen ohne allzu viel Action und riskiert Längen, die mit drei quasselnden Comic Reliefs (einer davon: Michael Peña, der sich schon besser beweisen durfte) vermieden werden sollen. Klappt nicht immer, obwohl die „Ocean’s 11“-artig arrangierten Laber-Flashbacks handwerklich originell umgesetzt wurden. Auch die Vater-Mutter-Kind-Situation mit einem Ziehvater als Störfaktor leidet unter ihrer starken Abgenutztheit. Bei der Erläuterung des Anzugs ist es dann auch unvermeidlich, dass die inzwischen zu Tode langweilenden Marvel-Hi-Tech-Labors in den Fokus gerückt werden, inklusive der dazu passenden, undurchdringlichen Gelacktheit des Bad Guys (Corey Stoll). Immerhin gehen Michael Douglas und Evangeline Lilly im Kontrast dazu ihren Forschungen im gemütlichen Ambiente einer mit Teppich ausgelegten Villa nach, was sehr gut zum zurückgenommenen Grundton passt.

Um der Post-Title-Sequenz also zu antworten: Ja, hierzu bitte gerne eine Fortsetzung, denn die obligatorische Einbettung in das Marvel-Universum ist ja jetzt erledigt und auf der vielversprechenden Tricktechnik-Ebene gibt es für Ant-Man noch viel zu erkunden.