Superman II - Allein gegen alle (1980)

Verfasst von Joerg Melzer am 4. Mai 2019

Nach dem phänomenalen Erfolg von „Superman“ sollte ein Nachfolger her, an sich hatte Richard Donner auch schon back to back mit Teil eins daran gedreht, musste das Projekt aber nach kreativen Differenzen verlassen und wurde durch Richard Lester ersetzt. Das Werk der beiden Richards greift eine Szene auf, die bereits zu Beginn von „Superman“ zu sehen: Die Verbannung des schurkischen General Zod (Terence Stamp) und seiner Handlanger Ursa (Sarah Douglas) und Non (Jack O’Halloran) durch den Vater von Superman alias Clark Kent (Christopher Reeve). Die drei werden aus ihrer Verbannung in der Phantomzone befreit und machen erstmal auf dem Mond Stress, wo sie ein Astronautentrio zerlegen – was sie als harte, kaltblütige Schurken auszeichnet, übermenschliche Mörder, und sie damit Wohl im Sinne Donners kennzeichnet. Schuld an ihrer Befreiung ist ironischerweise Superman selbst, welcher in der eher humoristisch angelegten Auftaktsequenz eine terroristische Geiselnahme auf dem Eifelturm beendet und eine Bombe der Krawallbrüder zwecks Entschärfung ins All befördert – deren Detonation befreit das Trio. Doch ehe die Erzfeinde anrauschen geht es vor allem um die Beziehung von Lois Lane (Margot Kidder) zu Clark Kent und Superman. Fast schon als klassische Komödie legt der Film das Spiel um Liebesgeplänkel und Clarks Versuche seine wahre Identität zu verbergen an.

Doch der wahre Stress beginnt, als die drei Superschurken auf der Erde ankommen und mit dem Sohn ihres Feindes abrechnen wollen. Superman sieht sich drei gleichstarken Gegnern gegenüber und Lex Luthor (Gene Hackman) möchte auch noch mitmischen… „Superman II“ ist, zumindest in seiner Kinofassung, ein eigenwilliges Gemisch zweier konträrer Ansätze, deren Uneinigkeit den Film eine klare Linie kostet, deren Reibungspunkte aber auch irgendwie interessant sind. Problematisch sind allerdings die Unstimmigkeiten in der Charakterisierung der Übelwichte: Zum einen werden sie als düstere, mordlustige und fast schon epische Gegenspieler etabliert (vermutlich Donners Werk), die vor allem zu Beginn des Films als grausame No-Nonsense-Killer auftreten, später hingegen ist ihr Handeln von Lester-Komik bestimmt: Mit Soldaten und Gesetzeshütern gehen sie belustigt um, verbiegen Gewehrläufe und lassen diese meist am Leben – im Gegensatz zu den wesentlich harmloseren Astronauten, die zu Beginn des Films von ihnen getötet werden.

Natürlich hat auch „Superman II“ mit dem Franchise-inhärenten Problem zu kämpfen, dass die Titelfigur ein wenig reizvoller Charakter ist, beinahe unbesiegbar, dazu noch herzensgut, rechtschaffen, streifenfrei, keimfrei. Immerhin an Supermans Unbesiegbarkeit darf mit den drei gleichwertigen Schurken gekratzt werden, die ihm zwischendurch auch mal ordentlich die Hucke vollhauen, was zu komödiantisch aufgeladenen Kämpfen führt, die an Lesters Musketierkämpfe erinnern: Man prügelt sich durch die Stadt und in der Luft darüber, zweckentfremdet Fahrzeuge als Waffe und sorgt für reichlich Sachschaden. Das ist schick anzusehen und gleichzeitig die sequeltypische Steigerung, denn die einfachen Flug- und Rettungsszenen des Erstlings mussten halt überboten werden. Mit den Spielchen zwischen Lois und Clark/Superman gewinnt der Film eine humoristische Note, ironisiert seinen prinzipiell etwas drögen Hauptcharakter, dessen Versuche der Identitätswahrung das Bild des sonst so souveränen Helden auf die Schippe nehmen. Allerdings spielt die Liebensgeschichte die zweite Geige gegenüber dem Kampf der Unbesiegbaren, nimmt dafür dann aber auch recht viel Raum ein, was leider eines der weniger bezaubernden Resultate des Stilmixes im fertigen Film ist.

Sowieso ist schreiberisch nicht alles hier gelungen, Luthor wird als menschlicher Schurke von Supermans Nemesis zum quasi ohnmächtigen Sidekick des Fieslingstrios, dessen Verhandlungen mit den überlegenen Superschurken, dessen an sie weitergegebenes Insiderwissen über Superman Randnotizen bleiben, weshalb er als Figur redundant bleibt. Es scheint fast so als habe man nur nach einem Grund gesucht um Gene Hackman wieder in den Film zu integrieren, damit er als launiger Schweinehund wieder etwas Farbe ins Geschehen bringt. Hackman macht auch das Beste aus seinem Part und kann in seinen Szenen glänzen. Terence Stamp ist ein Edelschurke mit wahnsinnig viel Charisma, Sarah Douglas als fiese Frau an seiner Seite und Jack O’Halloran als einfach gestrickter Erfüllungsgehilfe leisten solide Arbeit. Christopher Reeve weiß in der Rolle des Superman erneut zu gefallen und auch Margot Kidder ist eine gute Lois Lane, deren Performance sich im Vergleich zum Erstling verbessert hat.

So bleibt „Superman II“ ein interessantes Kuriosum, dessen Mixtur aus epischem Heldenepos und ironischem Superheldenabenteuer zum ein zerfahren wirkt, dessen Reibung aber auch gerade spannend für den Zuschauer ist. Sicher entschädigt das nicht komplett für schreiberische Schwächen wie Lex Luthors Nutzlosigkeit für den Plot, aber dennoch könnte das erste Sequel der Film der Franchise sein, der am meisten aus seiner tendenziell weniger interessanten Hauptfigur herausholt.