Die City Cobra (1986)

Verfasst von Joerg Melzer am 3. Mai 2019

„Du bist eine Krankheit. Und ich die Medizin.“

Sylvester Stallone ist Marion Cobretti („Marion“, sein Vorname ist echt „Marion“), genannt Cobra (aus verständlichen Gründen) – ein bierernster, beinharter Cop, der mit Verbrechergesocks den Boden aufwischt als wären sie Bohnerwachs. Cobra arbeitet in der „Zombieabteilung“ der Polizei, so nennen es jedenfalls die Kollegen. Er fährt einen panzerähnlichen Schlitten, einen Ford Mercury, mit dem er sich halsbrecherische Verfolgungsjagden liefert, der in Wirklichkeit aber wohl kaum mehr Km/h als ein Rollator auf den Tacho bringt. Er besitzt ein illusteres Waffenarsenal, u.a. eine Gun mit Laservisier und eine Wumme mit einer Kobra drauf. In seiner Stadt ist ein Killer unterwegs, von den Medien „Nachtschlitzer“ genannt. Dieser steigt des Nachts in Wohnungen ein und tötet seine Opfer im Schlaf, was sich jedoch im Verlauf des Films als komplett unwahr herausstellt. Hinter den Morden steckt aber nicht nur ein Killer, sondern gleich eine ganze Gang, eine Bikergang, welche die „Neue Weltordnung“ einläuten möchte. Dies tun sie, indem sie bizarre Treffen abhalten, bei welchen sie in einer dunklen Lagerhalle herumstehen und Äxte in die Luft recken. Die einzige Verbindung zu der Axtgang stellt für die Polizei Zeugin Ingrid (Brigitte Nielsen) dar, die zu diesem Zeitpunkt mit Sylvester Stallone verheiratet war. Also in echt. Die Axtgang ist ihr dicht auf den Fersen, doch Marion… ähm, Cobra verteidigt sie mit allem, was er hat…

CITY COBRA – hoffentlich kommt Stallone nicht mit seinen „Expendables“ bei mir vorbei, wenn ich das jetzt schreibe – ist ein ziemlich hohler Actionbomber, der sämtliche Klischees abgrast. Volle Breitseite 80er-Jahre, bierernst, ohne den Funken von Humor, mit Schleichwerbung für Pepsi und Coors, aber genau deshalb ungemein unterhaltsam. Stallone hat ein breites Kreuz und eine schmale Stirn. Sein müder Blick lässt darauf schließen, dass ihm das Anabolika die Sinne vernebelt. Deshalb begeistert er hier auch mit der mimischen Vielfalt von Brot. Trotz Anabolika und Gesichtslähmung hat doch tatsächlich Sly selbst das Drehbuch hierfür geschrieben. Was allerdings auch gleich wieder einige erklärt... Seine Rolle des „Marion Cobra“ weiß dennoch zu begeistern. Cobras Outfit hat nachhaltig die Mode der 80er-Jahre geprägt: Dreitagebart, gammeliger Pennermantel, ultra verspiegelte Pilotenbrille, Streichholz im Mundwinkel. Das Spiel „Flapsige Antworten auf dumme Fragen“ beherrscht er wie kein Zweiter. Immerzu nuschelt er ohne die Mine zu verziehen einen lockeren Spruch. Beispiel:

„Was ist los mit dir? Du siehst so finster aus.“ – „So sehe ich immer aus vor dem Frühstück.“

Sein Gegenspieler, der „Nachtschlitzer“ und Boss der Axtgang, ist Hackfresse Brian Thompson (einer der Punks aus TERMINATOR). Dieser mordet gerne mit einem krassen Riesenmesser mit Stacheln und Nieten. Cobra nietet im Verlauf des Films gefühlte tausend Ganoven um ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, lässt sich dann aber von eben diesem Obermotz im Showdown hinhalten mit dem Verweis auf seine polizeiliche Pflichten und, dass er nicht einfach einen Gangster abknallen darf. Der „Nachtschlitzer“ endet kurz darauf trotzdem als Nachtfalter am Fleischerhaken und wird verbrannt. Apropos „geile Weiber“: Eines der Highlights des Film ist die junge Brigitte Nielsen, hier noch vor der blonden Kurzhaarfrisur mit roten Locken – echt heiß! Des Weiteren ist der Film gespickt mit 80er-Jahre-Pappnasen, die man von irgendwo anders her kennt, siehe Andrew Robinson (Larry aus HELLRAISER) oder David Rasche (SLEDGE HAMMER).

Dumme Sprüche: (+)(+)(+)(+)(-) Autorennen: (+)(+)(+)(-)(-) Unnötig brutal: (+)(+)(+)(-)(-)

Latino: „Du machst viel Wind!“ Cobra: „Stimmt (reißt ihm das Unterhemd vom Leib). Und damit putz dein Auto!“

Fazit: Vorzeige-80er-Jahre-Klopper vom Regisseur von RAMBO II. Genial dämlich!