The First Avenger: Civil War (2016)

Verfasst von Joerg Melzer am 2. Mai 2019

Je größer das Netz, desto zahlreicher die Verknüpfungspunkte. "Civil War" hat sichtbar mit dem Ereignisreichtum der Vorlage zu kämpfen und wird vom Medium Comic ziemlich nah an die Grenzen des Mediums Film geführt in dem Vorhaben, möglichst viele Charaktere auf möglichst wenig Spielzeit zu packen (fast zweieinhalb Stunden sind es dennoch geworden) und dabei trotzdem die Übersicht zu behalten.

Angesichts der Umstände ist das mal wieder erstaunlich gut gelungen, auch wenn einige der Einführungen, hier insbesondere jene des "Black Panther" und natürlich diejenige der bis dato durch Sony/Columbia isolierten Spinne, unschön aus dem geschlossenen Handlungsrahmen herausstechen.

Der realistische, ans New-Hollywood-Cinema der 70er angelehnte Look des zweiten Cap-Films hat sich 2014 bewährt und wird folgerichtig für seinen dritten Solofilm (der strukturell ebenso gut der dritte Avengers-Ensemble-Film hätte sein können) reaktiviert. Man hat gespannt sein können, wie sich dieser mit den schrill-bunten Neuzugängen der letzten Marvel-Filme vertragen würde, doch gerade Figuren wie dem omnipotenten Vision (Paul Bettany) steht die optische Linie durchaus gut.

Mag das Publikum eines Robert Downey Jr. im gelbroten Metallanzug langsam vielleicht überdrüssig werden (ein Vorwurf, den man einer monatlich erscheinenden Comicserie bestimmt nicht machen würde), jongliert Marvel insgesamt geschickt mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen und kann es sich aufgrund der hohen Frequenz der Verfilmung auch mal leisten, Publikumslieblinge wie Thor oder den Hulk einen Film lang in den Urlaub zu schicken; auf der Ersatzbank finden sich immerhin genug Mitspieler.

Die Funktionalität im Marvel-Universum bleibt natürlich generisch; auch "Civil War" benötigt einige Minuten, um sich vom Standard aus Kostümen und größenwahnsinnigen Hi-Tech-Sets zu lösen, hat aber neben dem schwungvoll gedrehten Figurenkarussell einen pikanten Plot in der Hinterhand, der die Avengers von innen heraus in zwei Lager spaltet und sich ähnlich wie "Batman v. Superman" auch mal kritisch (wenn auch oberflächlich) mit den Folgen der Superheldenwüterei auseinandersetzt – und endlich nochmal eine famose, ausgedehnte Superheldenactionsequenz mit Ausnahmestatus.