Edge of Tomorrow (2014)

Verfasst von Joerg Melzer am 2. Mai 2019

Man wird das Gefühl nicht los, dieser Mainstream-SciFi-Kracher im Murmeltier-Gewand hätte auf anderem Gebiet besser funktionieren können. Als Splatterfilm nach Jackson- oder Raimi-Art beispielsweise. Doug Liman selbst legt diesen Gedankengang nahe; nicht nur, weil er gemäß der Größenordnung der Produktion fast immer abblendet, wenn es zur unvermeidlichen Todesszene kommt (insbesondere zum Ende hin, wenn er sich aus den absehbaren Abblenden fast schon einen kleinen Spaß macht). Vor allem, weil er ein erstaunlich hohes Maß an Humor zulässt. Durch die permanente Wiederholung erlangen Szenen, die eigentlich dramatisch sein müssten, plötzlich die Ebene der schwarzen Komödie, die Liman zu ihrer natürlichen Wirkung sogar noch betont, anstatt verkrampft am Pathos des Spektakelwerts eines futuristischen Kampffelds festzuhalten. Ganze Nebenfiguren, etwa jene von Bill Paxton, werden vom komödiantischen Schlag eines Films vereinnahmt, der im Kern aber trotzdem versucht, besonnen die klassische Tom-Cruise-gegen-die-globale-Bedrohung-Situation auszuführen.

So beginnt man, sich an einen Sam Raimi alter Schule zu erinnern und malt sich aus, was er als 32-Jähriger wohl mit einem Plot wie diesem und ein paar Fässern Blut angestellt hätte. Liman immerhin sorgt überhaupt für Assoziationen wie diese. Im Detail ist „Edge Of Tomorrow“ ein sehr einfallsreicher und sogar inspirierender Film: Das stets mit Redundanzen hadernde Zeitschleifenthema wird durch geschickte Montagen und ungleiche Schwerpunktverlagerung verschiedener Kernszenen jederzeit interessant gehalten. Tom Cruise gelingt es dabei im späteren Verlauf sehr gut, eine Mischung aus Ernst und (Selbst-)Ironie in die Szenen einzubringen, wobei er anfangs, wenn er laut Drehbuch Unsicherheit ausstrahlen muss, noch etwas unbeholfen wirkt. Emily Blunt hingegen geht etwas zu verbissen ins Spiel und passt sich damit eher dem filmischen Überbau an, der aus tollen Bildern, aber auch leider viel inhaltlicher Belanglosigkeit besteht. Dieser bestimmt leider auch das Echo nach dem Abspann, das letztlich von kaum mehr erzählt als guter Unterhaltung.