Inbred (2011)

Verfasst von Kalla Malla am 27. Juli 2016

Zugegebenermaßen hätte ich vielleicht nicht hoffen sollen, bei "Inbred" einen stimmungsvollen Backwoodslasher wie "Plague Town" oder "Dying Breed" zu bekommen. Und wenn ich mir nicht selbst geschworen hätte, nie wieder eine Review zu einem FIlm zu lesen, den ich noch nicht gesehen habe, wäre diese Entscheidung hier nützlich gewesen, da ich mit den richtigen Erwartungen an "Inbred" herangegangen wäre. Oder ich hätte einfach mir in Erinnerung rufen müssen, was Alex Chandons Vorgängerfilm war - nämlich "Cradle Of Fear"...

Vier kriminelle, jugendliche Straftäter reisen mit den zwei Betreuern Jeff und Kate ins englische Hinterland, um soziale Arbeiten zu betätigen. Doch im Kaff namens Mortlake ticken die Uhren etwas anders: Seit Jahrzehnten steht hier Inzest auf dem Programm, was dementsprechende Spuren hinterlassen hat. So gut wie jeder Bewohner sieht entstellt aus oder hat sonstige Behinderungen. Gäste wie diese Sozialgruppe kommen eher selten vorbei, aber wenn - sind sie gerne willkommen. Denn Gäste müssen für eine grausame Zirkusshow mit ihrem Leben bezahlen... ofdb.de

Man muss wirklich anerkennen, dass sich Chandon im Bereich der Optik, sowie bei den Splatterszenen wirklich verbessert hat. War "Cradle Of Fear" noch ein ziemlich dreckiger und wüster, aber genauso auch ein langweiliger und unfreiwillig komischer Splatterfilm, fährt "Inbred" eine wesentlich glattgeleckterte Schiene. Außerdem ist sein Grundton eher witzig, denn er kommt ziemlich schwarzhumorig und zynisch daher. Nach der recht harten Eröffnungsszene ist allerdings erstmal Pause angesagt. Und zwar für geschlagene 40 Minuten. Gut, man hätte die Zeit nutzen können um die Charaktere aufzubauen oder, bedingt durch die recht gute Optik, ein paar atmosphärische Aufnahmen abzuliefern, aber nein - nicht in "Inbred". Die Charaktere habe ich jetzt, circa 10 Stunden nachdem ich den Film gesehen habe, schon vollständig vergessen. Denn sie sind exakt die selben Windbeutel, wie man sie auch in so vielen anderen B-Filmen vorgesetzt bekommt. Am ehesten sind die ersten 40 Minuten mit "Evil Breed" vergleichbar, denn auch da wird die erste Filmhälfte einfach nur durchgelabert. Hier mal eine znyische Bemerkung, da man ein schrulliger, absichtlich extrem überzogener Einwohner des Örtchens und schon sind 40 Minuten Film gefüllt. Dabei zeigt Chandon in so vielen Szenen, dass Gelegenheiten da waren, dem Film Atmosphäre zu verleihen, denn die Settings, wie beispielsweise der Pub oder die Züge, könnten wirklich Stimmung aufbauen. Doch irgendwie wirkt durch die bewusst schwarzhumorige Inszenierung alles irgendwie leblos. Es kommt keine Atmosphäre auf, kein Gefühl der Abgeschiedenheit, wie man es in "Wake Wood" beispielsweise hatte und von Spannung darf man erst gar nicht reden.

Was den Film unterm Strich auf Trab hält, sind die Splatterszenen. Man merkt hier deutlich, dass man sich über die Tötungsszenen wirklich den Kopf zerbrochen hat. Denn wann habt ihr schoneinmal in einem Film gesehen, wie jemand quälend lange von einem Pferd zertreten wird, oder Gülle in den Mund gepumpt bekommt, bis seine Augen herausschießen und der Bauch aufplatzt? Auffällig ist, dass hier recht wenige Zwischenschnitte in den Folter-/ bzw. Tötungsszenen benutzt werden. Alex Chandon hält die Kamera wirklich direkt und ohne Schnitt aufs Geschehen, sodass man sich teilweise echt fragt, wie der Effekt hat bewerkstelligt werden können? Die Antwort ist, dass bei "Inbred" gleichermaßen mit Handmade-FX und CGI gearbeitet wurde. Obwohl ich CGI im Gewaltbereich meistens ziemlich mies finde, muss ich hier echt eingestehen, dass gut eingesetztes CGI selbst bei Splatterfilmen sinnvoll sein kann. Und auch wenn es bei "Inbred" noch nicht perfekt ist, so ist das Maß an guten CGI Effekten, für einen Film dieser Preisklasse, wirklich herausragend.

Alex Chandons "Inbred" ist ein Quantensprung im Vergleich zu seinem letzten Film "Cradle Of Fear" und zwar in allen Bereich. Leider ist die Charaktereinführung viel zu lange, genauso wie mich die dauerhafte Abwesenheit von Atmosphäre und Spannung, zugunsten zynischer Sprüche, wirklich enttäuscht hat. Trotzdem ist der Film in der letzten Hälfte unterhaltsam und ich muss auch mir eingestehen, mit den völlig falschen Erwartungen an "Inbred" herangegangen zu sein. Und dafür kann der Film letztendlich nichts.