Pulp Fiction (1994)

Verfasst von Kalla Malla am 20. September 2015

Die Killer Jules Winnfield (John Travolta) und Vincent Vega (Samuel L. Jackson) sollen für ihren Boss Marsellus "Big Man" Wallace (Ving Rhames) einen Geldkoffer abholen. Dabei werden nicht nur unbequeme Zeugen liquidiert, sondern versehentlich auch der eigene Komplize Marvin Phil LaMarr. Während man das völlig versiffte Tatfahrzeug mit Hilfe eines gewissen Mr Wolf (Harvey Keitel) entsorgt, wird Berufsboxer Butch Coolidge (Bruce Willis) instruiert, gegen entsprechendes Honorar seinen bevorstehenden Kampf zu verlieren. Der jedoch hat schon eine große Summe auf den eigenen Sieg gesetzt...

Wenn es einen Film gibt, der das Kino der '90er-Jahre massgeblich geprägt hat, dann ist es Quentin Tarantino's 'Pulp Fiction' - ein Genre-Mix der besonderen Art der einerseits knallhart daherkommt, und sich andererseits alles andere als ernst nimmt und Krimi-, Thriller- und Comedy-Elemente auf eigenwillige und vor allem etwas trashige Weise verbindet. Bei einem Titel der frei übersetzt 'Schund-Roman' heisst allerdings auch alles andere als eine Überraschung! Der eigentliche Genie-Streich von 'Pulp Fiction' liegt dann allerdings nicht nur am Genre-Mix, sondern auch an der nicht-linearen Erzählstruktur, die für einige Irrungen, Wirrungen und Überraschungen sorgt. Dazu kommen noch die ausserordentlich gut charakterisierten Figuren, die das eigentlich oberflächliche Material zu einem erstaunlich vielschichtigen Film machen, der bis heute von Fans und Kritikern nur allzu gerne bis ins klitzekleinste Detail analysiert wird und immer wieder für neue Diskussionen sorgt.

Und tatsächlich: 'Pulp Fiction' bietet sich dank seiner verschachtelten Struktur und seinen bizarren Charakteren wirklich perfekt dazu an, immer wieder auf's neue studiert zu werden. Dabei sollte man allerdings nicht vergessen, dass es sich in erster Linie ganz einfach um einen (grösstenteils) kurzweiligen Ausflug in die vielfach fast schon bizarr anmutende Unterwelt von Los Angeles handelt - trotz über 150 min. Laufzeit. Tarantino verschwendet dann auch keine Zeit und schmeisst den Zuschauer in einen Film, der von gottesfürchtigen Killern, gutmütigen Boxern, eifersüchtigen Gangsterbossen und einsamen Gangster-Ehefrauen handelt - und das zu einem harmonischen Ganzen vermischt, das an Originalität kaum zu übertreffen ist. Dass 'Pulp Fiction' in den darauffolgenden Jahren oft kopiert wurde, überrascht nicht - und es überrascht auch nicht, dass niemand ausser Tarantino seinen selbstironischen Stil so gut beherrscht.

Selbstironisch - aber auch unverblümt die Kino-Geschichte zitierend, denn Film-Fan Tarantino bedient sich zahlreicher anderer Filme. Das mag auf den ersten Blick ein bisschen unoriginell wirken, funktioniert im Kontext des Films allerdings hervorragend.

In erster Linie lebt 'Pulp Fiction' aber von seinen Figuren die hier dank hervorragender Darsteller-Leistungen zum Leben erweckt werden. So wurde John Travolta's Karriere dank 'Pulp Fiction' erfolgreich wiederbelebt, während die restliche Besetzung kaum namhafter sein könnte und die vielfach überlangen, aber dennoch genialen Monologe mit voller Überzeugung darbieten. Natürlich sind Tarantino's Monologe nicht jedermanns Sache und es kommt auch hier, vor allem zum Ende hin, zu ein paar kleinen Längen, aber schlussendlich trägt gerade Tarantino's unverwechselbarer Schreibstil sehr viel zum aussergewöhnlichen Charme des Films bei - was ihm dank Oscar (für das Beste Drehbuch) und Goldener Palme am Filmfestival von Cannes zum Hollywood-Durchbruch verhalf und 'Pulp Fiction' zu einem der einflussreichsten Filme seiner Generation machte!