The Hot Spot - Spiel mit dem Feuer (1990)

Verfasst von Kalla Malla am 8. November 2014

Dennis Hoppers' »The Hot Spot - Spiel mit dem Feuer« ist so etwas wie eine Mischung aus »Body Heat« und »Wild at Heart«, erzählt von einem Verlierer in einer heißen Wüstenstadt, der an eine besonders böse Ehefrau und eine unschuldige Kollegin gerät, natürlich den Reizen der Femme Fatale verfällt und sich in immer größere Schwierigkeiten bis hin zu Mord und Totschlag bringt, bis er endgültig am Ende ist. Damit ist »Hot Spot« natürlich ein lupenreiner »Film Noir« und zieht dieses Konzept auch interessant und konsequent durch, vermeidet ein zuschauergerechtes Happy End und ringt zu keiner Zeit um Sympathie für seine Figuren, was allein schon bewundernswert ist. Die Darsteller sind exzellent, sogar der oft unterschätzte Don Johnson liefert eine überzeugende Darstellung ab. Virgina Madsen (was macht die eigentlich heute?) ist wunderbar zickig und aufreizend. Jennifer Connelly, noch weit vor ihrem verdienten Star-Staus, verleiht ihrer Figur Menschlichkeit und Verletzlichkeit.

Was den Film aber vor allem auszeichnet, ist seine Atmosphäre. Man meint fast selbst die Hitze zu spüren, den Staub und die Trockenheit, sowie die absolute Ödnis dieses Kaffs am Ende der Welt. Und man versteht, warum unter diesen Höllen-Bedingungen aus Menschen Bestien werden können. Was Sex - und Gewaltdarstellung angeht, bewegt sich Hopper hier mit David Lynch auf praktisch einer Ebene.

Der Film war im prüden Amerika ein Flopp. Einmal mehr kam die sexualisierte Fassung einer klassischen »Film-Noir«-Erzählung beim US-amerikanischen Publikum und bei der Kritik nicht gut an, die sich dergleichen offenbar lieber im Korsett der Filmzensur der 40er und 50er vorführen lassen. Aber Dennis Hoppers »Film-Noir« zeigt, was die gleichen Charaktere in einem Klassiker nur außerhalb der Leinwand durften und was somit der Imagination der Zuschauer vorbehalten blieb. In »The Hot Spot« bleibt an der Amoralität der Figuren ganz explizit kein Zweifel und zwangsläufig rutschen deren Sympathiewerte mit jeder Wendung weiter abwärts, sofern die Tricks und Kniffe alle ethischen Schranken und Hemmungen hinter sich lassen und das Spiel zu einem mit tödlichen Folgen wird.

Don Johnson und Denis Hopper verstanden sich nur mäßig. Im Nachinein hagelte es Vorwürfe seitens des Regisseurs. Und Virginia Madsen war über ihre Erotikszenen im fertigen Film brüskiert. Weder Johnson, damals auf der Höhe seines durch die TV-Serie »Miami Vice« (USA 1984-1990) begründeten Rufs, noch Madsen haben später in nur einem interessanten Film mitgewirkt. Hoppers Neo Noir verschwand trotz Mitwirkung von Jack Nitzsche, Miles Davis und John Lee Hooker, die als musikalische Untermalung einen schweißtreibenden Blues beisteuerten, bald in der Versenkung und erfuhr nur selten noch eine Würdigung als Kultklassiker seiner Zeit.

Da der »Film-Noir« gern und häufig das Abgründige und den Irrsinn ins Fundament seiner dramatischen Wendungen einbezog, ist »The Hot Spot - Spiel mit dem Feuer« ein »Neo Noir« par excellence und zwar einer mit Temperament und wunderbar überzeichneten Charakteren. Sein Kunstraum als Vorhölle moral-ethischer Ambiguität ist selten so lustvoll hemmungslos ausgelotet worden, wie es Dennis Hopper nach einem Drehbuch von Charles Williams - jener hatte bereits 1962 eine eigene Vorlage erarbeitet - und Nona Tyson hier gelingt. Entgegen der Unkenrufe vieler US-Kritiker sei dieses Werk damit allen Freunden des »Film-Noir«-Kinos und seiner Wiederbelebung durch unerschrockene Außenseiter auf dem Regiestuhl wie eben Dennis Hopper wärmstens empfohlen.

Fazit: Spannend und sehenswert, wenn auch heute etwas angestaubt - im wahrsten Sinne des Wortes.