Die Nacht des Leguan (1964)

Verfasst von Kalla Malla am 26. Oktober 2014

»Die Nacht des Leguan« (»The Night of the Iguana«) hat nie den Kultstatus anderer Tennessee Williams-Verfilmungen wie »Endstation Sehnsucht« erreicht, dabei gehört er sicher zu den besten Adaptionen des Dramatikers.

John Huston versammelte eine Riege hervorragender Darsteller am Ende der Welt - in diesem Fall in einem heruntergekommenen Strandhotel an der mexikanischen Küste - für die Geschichte eines versoffenen Ex-Pfarrers, der seinen Glauben verloren hat und nach einem neuen Halt sucht, wobei ihm drei Frauen (eine ältere Freundin, eine altjüngferliche Malerin und eine frühreife Lolita) zur Seite stehen. Wie immer bei Tennessee Williams sind all diese Figuren auf der verzweifelten Suche nach etwas, das die Leere in ihrem Inneren ausfüllt - und zwar immer an den falschen Orten.

Richard Burton ist die ideale Besetzung für einen Mann, der zwar intelligent und sensibel, aber gleichzeitig seinen eigenen Trieben und der Selbstzerstörung hilflos ausgeliefert ist. Deborah Kerr spielt eine Figur, die sie oft dargestellt und perfektioniert hat, und es ist besonders ihr langer Monolog im letzten Akt über das beharrliche Ertragen des Lebens, der am meisten bewegt (es ist vielleicht Williams' überhaupt bester Monolog). Als frühreife Nymphe ist Sue Lyon natürlich die Ideal-Besetzung, war sie doch kurz zuvor in Stanley Kubricks Nabokov-Verfilmung »Lolita« zu Starruhm gekommen.

»Die Nacht des Leguan« ist in erster Linie ein großer Schauspielerfilm, aber John Huston verpackt die Geschichte zudem in packende Schwarz-Weiß-Bilder, die sehr an »The Misfits« (Regie ebenfalls Huston) erinnern. Trotz seines Alters wirkt der Film überraschend modern und frisch, auch weil er die typischen Williams-Themen von Sex und Abhängigkeiten nicht verharmlost, sondern ihnen freien Lauf lässt.

Zuverlässigen Gerüchten zufolge beschränkten sich die emotionalen Turbulenzen nicht auf die Dramaturgie des Films, sondern beherrschten auch die beschwerlichen Dreharbeiten im mexikanischen Puerto Vallarta. Belagert von aufdringlichen Vertretern der Presse stiftete vor allem die Anwesenheit Elizabeth Taylors erhebliche Unruhe, die damals eine wenig heimliche Affäre mit Richard Burton unterhielt, bevor das berühmt-berüchtigte Schauspielerpaar schließlich 1964 heiraten konnte.

Pikant gestaltete sich zusätzlich die Präsenz des Schriftstellers Peter Viertel, der mit seiner Ehefrau Deborah Kerr angereist war und zuvor einmal mit der schönen Ava Gardner geflirtet hat – Konstellationen, die damals auch außerhalb der Drehzeiten für erhitzte Gemüter in der wilden, schwülen Gegend gesorgt haben sollen. Ob diese besonderen Umstände sich nun fördernd oder eher hinderlich auf das Gelingen von »Die Nacht des Leguan« auswirkten, sei dahingestellt, doch sehenswert ist das intensive Drama um Macht und Liebeswirrungen auch heute noch.

Fazit: Ein intelligentes, dialogreiches Drama, glänzend gespielt und inszeniert. Für Tennessee Williams-Fans ein Muss, zumal das Bühnenstück nicht oft gespielt wird.