Ein Herz und eine Krone (1953)

Verfasst von Kalla Malla am 16. April 2013

Anne (Audrey Hepburn), Prinzessin eines (im Film ungenannten) Staates, hat die Nase voll: Ihre Europareise ist ein voller Erfolg, aber ihr Leben verläuft nach einem engen Plan, den Gräfin Vereberg (Margaret Rawlings) ihr allabendlich vorträgt. Eines nachts hat Anne genug: Sie entflieht aus ihrem Käfig und läuft ziellos durch die Straßen Roms. Dor schläft sie schließlich auf einer Parkbank ein, wo der Journalist Joe Bradley (Gregory Peck) sie findet. Bradley hat zunächst keine Ahnung, wer das »Findelkind« ist und will es im Taxi nach Hause bringen lassen - wenn die Gute sich doch daran erinnern könnte oder wollte, wo sie wohnt. Also sieht er keine andere Alternative, als sie mit in sein Zimmer zu nehmen. Da fällt sein Blick auf eine Zeitung mit dem Foto der Prinzessin und Joe weiß, wen er bei sich aufgenommen hat. Nun wittert der Reporter natürlich seine große Chance: Er ruft seinen Freund, den Fotografen Irving Radovich (Eddie Albert) an, damit der ein paar Aufnahmen von den beiden macht und erhofft sich ein horrendes Honorar. Das ganze scheint zu funktionieren: Keiner offenbart dem anderen seine wahre Identität und »Anja«, wie sich Anne Bradley gegenüber nennt, verbringt mit ihm einen zauberhaften Tag in Rom. Bis es Abend wird und Anne wieder nach Hause muss...

»Ein Herz und eine Krone« (»Roman Holiday«) aus dem Jahr 1953 gehört zu den Filmklassikern, die einfach alle lieben, und wie könnte man auch nicht, bei allem, was er zu bieten hat? Gregory Peck befand sich auf dem Höhepunkt seiner Kunst und Attraktivität, Audrey Hepburn spielte hier ihre erste Hauptrolle, für die sie umgehend einen »Oscar« erhielt, und man darf wohl sagen, dass sich die ganze Welt in ihre traurig-fröhliche Prinzessin mit der unschuldigen Ausstrahlung und überirdischen Schönheit verliebt hat - eine Liebe, die bis heute anhält, weit über ihren Tod hinaus. Sie scheint in »Roman Holiday« tatsächlich kaum von dieser Welt, egal welchen irdischen Vergnügungen sie sich hingibt. Ob sie mit der Vespa durch Rom brettert oder sich die wallenden Locken kurzschneiden lässt, sie ist der strahlende Mittelpunkt des Films.

Das brillante Drehbuch von Dalton Trumbo, der aufgrund der Kommunistenjagd McCarthys auf Hollywoods Schwarzer Liste landete und hier stets als »Ian McLellan Hunter« gelistet wurde, steckt voll Lebensweisheit und Witz, und mit William Wyler inszenierte einer der besten Regisseure aller Zeiten, der seine Figuren niemals der Lächerlichkeit preisgibt. Das prachtvolle, sommerliche Rom ist viel mehr als nur Kulisse, die vielen S/W-Außenaufnahmen vermitteln ein authentisches Bild vom Italien der frühen 50er, auch wenn manche Szenen geradezu nach Farbe schreien. Die Idee des Films ähnelt übrigens nicht zufällig Frank Capras »Es geschah in einer Nacht«, doch während Capra in seinem Klassiker die Geschlechterrollen neu definierte und einen realistischen Blick auf das Amerika der Depression wagte, bleibt »Roman Holiday« ein nicht minder bezauberndes, warmherziges und hinreißendes Märchen, bei dem am Ende nur gefühllose Menschen nicht in Tränen ausbrechen.

Die Harmonie zwischen den Hauptdarstellern Gregory Peck und Audrey Hepburn, die einen von drei Oscars ergatterte, trägt den ansprechend in die Länge gezogenen Plot. Dass dieser dankbarerweise nicht auf den dramatisch umspielten Konflikt einer finalen Konfrontation hinausläuft, lässt »Roman Holiday« auch mehr als fünfzig Jahre nach seiner Produktion noch die Seelen erwärmen. Nicht umsonst erweisen moderne Filme wie »Before Sunrise« oder »Notting Hill« diesem wunderbar leichtfüßigen Werk, das die Sorgen der Welt für zwei heiter charmante Stunden auszusperren weiß, ihre Referenz. Ein schöngeistiger, nicht zuletzt dank seines bittersüßen Ausklangs unverkitschter Gefühlsreigen.