Men in Black 3 (2012)

Verfasst von Kalla Malla am 12. September 2012

Jay alias Agent J (Will Smith) arbeitet nun mittlerweile schon seit 15 Jahren für die »Men in Black«, eine Geheimorganisation, die dafür zuständig ist, außerirdische Aktivitäten auf der Erde zu überwachen und dafür zu sorgen, dass sich die normalerweise gut getarnten Aliens in New York an die Spielregeln halten. Noch immer soll die Öffentlichkeit nichts davon erfahren, obwohl die Einsätze gelegentlich ziemlich spektakulär sind. Wer als Normalsterblicher dennoch etwas mitbekommt, wird daher prompt geblitzdingst, um keine schädlichen Spuren im Gedächtnis zu behalten. Doch auch J hat sein langjähriger und erfahrener Kollege Kay alias Agent K (Tommy Lee Jones), der ihn einst anwarb, so manches Geheimnis des Universums verschwiegen. Dazu gehört auch eines, das akut die Erde bedroht. Ein weiteres Mysterium offenbart sich Jay, als Oh (Emma Thompson), Direktorin der »Men in Black«, ihm mitteilt, dass Kay bereits seit über vierzig Jahren tot sei. Er begreift, dass er dieses Rätsel nur lösen kann, wenn er in die Vergangenheit reist. Mit Hilfe einer Zeitmaschine von Elektronik-Spezialist Jeffrey (Michael Chernus) springt Jay vom Chrysler Building durch die Zeit zurück ins Jahr 1969. Dort muss er dem jungen Kay (Josh Brolin) erstmal klarmachen, dass die beiden Partner aus der Zukunft sind und ihnen nur 24 Stunden bleiben, um die Welt zu retten. Erstaunt stellt Jay fest, dass Andy Warhol (Bill Hader) gar kein Außerirdischer ist, sondern für die »Men in Black» arbeitet. Und deren ganzer Einsatz ist nun bitter nötig, denn es gilt, eine bevorstehende Invasion der Außerirdischen zu verhindern...

»Zurück in die Vergangenheit - um die Zukunft zu retten«, lautet eine Werbezeile in Barry Sonnenfelds rasanten 3D-Sci-Fi-Sequel, das nach dem enttäuschenden zweiten Teil und den schwachen Trailern nun in unsere Kinos kommt. »Oh jeh, nicht schon wieder Zeitreisen«, werden sich da so manche denken. Sie sind zwar einer der ältesten Kniffe des Science-Fiction-Films, aber permanent ändernde Zeitlinien trüben meistens die Logik des Geschehens, wo sich dann schlussendlich keiner mehr durchblickt, wer was warum verursacht oder ausgelöst hat. Die auch hier vorkommenden Logikpatzer können aber das Vergnügen dieses Films nicht schmälern.

Immerhin zehn Jahre ist es her, seit die die berühmt-berüchtigten Alien-Jäger mit ihren schicken Maßanzügen und dunklen Sonnenbrillen in der Versenkung verschwunden sind. War doch der zweite Teil mehr oder weniger nur eine Resteverwertung bekannter Elemente, die mehr Gewicht auf Tempo als auf wirkliche Weiterentwicklung oder auch nur Raffinesse legte. Deshalb durfte man dem Projekt »Men in Black 3« eher skeptisch gegenüber stehen: Am Anfang stand sicher die Idee, noch mehr Geld aus der Reihe herauszuholen. Als sich dann die Drehbuchautoren eine »Zeitreise« ausgesucht haben, um die Story irgendwie am Leben zu halten, sind die Hoffnungen auf einen sehenswerten Blockbuster auch nicht unbedingt gestiegen. Aber Comebacks sind meistens dann am schönsten, wenn man gar nicht mehr glaubt an sie. Will Smith und die »Men in Black«-Reihe sind damit wieder in aller Munde. Großen Anteil daran hat Autor Ethan Cohen mit einer Menge lustiger neuer Ideen und auch die Protagonisten des Films haben sichtlich Spaß an der Sache.

Zu den Darstellern gibt es nur eine Sache wirklich zu sagen: großes Lob an Josh Brolin. Dessen Umsetzung des jungen Agent K ist bis ins kleinste Detail gelungen, so dass man dem Schauspieler beinahe eine Doppeldarstellung unterstellen darf. Einmal die des Agent K im Jahr 1969 und die Darstellung eines jungen Tommy Lee Jones - selber Haarschnitt, selbe Mimik, selbe Gestik - einfach nur Gold wert! Auch das übrige Personal ist in Bestform. Will Smith, von dem man erstaunlich lange nichts mehr gehört hat, gibt wieder die coole Dauerquasselstrippe, Jones seinen bärbeißigen Widerpart. Jermaine Clement ist als Boris the Animal mindestens so abscheulich wie Vincent D’Onofrio im ersten Teil als Edgar die Schabe. Und Emma Thompson bringt als Nachfolgerin von Rip Torn einen Schuss britische Schmallippigkeit in die Serie. Weil wir gerade bei den Mitwirkenden sind, sei noch erwähnt, daß neben Gaststar Lady Gaga auch die formschöne Ex-Pussycat-Doll Nicole Scherzinger, das ist diejenige im Opener in Christian-Louboutin-Stiefeln - die mit dem roten Reißverschluss hinten - zur Befreiung von »Boris, der Bestie« herumstöckelt.

»Men in Black 3« entbehrt natürlich jener schönen Verblüffungsmomente, die vor 15 Jahren den Erfolg des ersten (und fünf Jahre später des wesentlich schwächeren zweiten) Teils begründeten. Das Motiv einer pedantischen Hightech-Regierungsbehörde, die das Treiben ungezählter, unerkannt auf der Erde lebender Außerirdischer kontrolliert, ist sattsam eingeführt (und etwa von »Hellboy« variiert worden) und gewinnt auch durch das filmische Outing neuer prominenter »Aliens« (früher Michael Jackson, heute Lady Gaga) nicht seine Unschuld zurück.

Was Sonnenfeld und seine Crew bei durchaus verschwenderischem Umgang mit dem Budget von rund 200 Millionen Dollar auf die Kinoleinwand gezaubert haben, ist ein rasanter, tricktechnisch großartiger und mit 105 Minuten Laufzeit angenehm kompakter Sommerblockbuster, der Lust auf mehr macht. Nur das Titellied, erstmals bei »Men in Black« nicht von Will Smith selber intoniert, sondern vom Proll-Rapper Pitbull, ist ziemlicher Schrott. Kommt aber erst im Abspann.

Fazit: »Men in Black 3« ist definitiv eine positive Überraschung: Nach dem enttäuschenden zweiten Teil und den schwachen Trailern musste man bereits ein Debakel befürchten. Tatsächlich bietet der Film aber solide Unterhaltung, eine launige Zeitreisegeschichte und jede Menge schräger Einfälle, die das Geschehen zusätzlich auflockern. Die »Men in Black« widersetzen sich mit dieser Folge eisern ihrer Pensionierung und somit steht Teil 4 nichts im Wege.