Rocky III - Das Auge des Tigers (1982)

Verfasst von Kalla Malla am 19. August 2012

Rocky Balboa (Sylvester Stallone) hat es geschafft, den Schwergewichtsweltmeister Apollo Creed (Carl Weathers) auf die Bretter zu schicken, weshalb er nun selbst an der Weltrangspitze ist. Ein fürs andere Mal verteidigt Rocky seinen Titel erfolgreich, kein Gegner scheint ihm gewachsen. Tatsächlich aber ist ihm keiner seiner Herausforderer ebenbürtig, weshalb Rocky sich zu sehr auf seinen Ruhm und seine andauernden Siege verlässt und dabei das Training vernachlässigt. Zwar gewinnt Rocky auch einen spektakulären Kampf gegen den monströsen Wrestler Thunderlips (Hulk Hogan), doch sein nächster Herausforderer scheint da schon ein gänzliches anderes Kaliber zu sein: Der großmäulige Boxer Clubber Lang (Mr. T) hat sich durch Ehrgeiz und mit dem Schwergewichtstitel vor Augen immer weiter nach oben gearbeitet und fordert Rocky nun zu einem Kampf heraus. Rocky's Trainer Micky (Burgess Meredith) will ihn noch abhalten, doch der amtierende Champion lässt sich nicht beirren und steigt gegen den Herausforder in den Ring. Dort muss er allerdings feststellen, dass er Clubber Lang unterlegen ist. Rocky verliert den Kampf, und kurz darauf auch seinen Trainer Micky, der an einem Herzinfarkt stirbt. Rocky zieht sich fürs Erste vom Boxsport zurück, bis sich überraschend ein alter Bekannter meldet: Apollo Creed (Carl Weathers) bietet Rocky an, ihn für einen Rückkampf in Form zu bringen...

Und es geht im regelmäßigen Abstand weiter: Nachdem der erste "Rocky" 1976 erschien, kamen die nächsten drei Sequels jeweils nach einer dreijährigen Kreativpause in die Kinos. Und gerade "Rocky III" bedeutete einen klaren Umstieg innerhalb der Filmserie von ernsthaft angelegten Milieudramen hin zu packenden Box-Actionern. In den Augen vieler ging die Reihe daran zugrunde, dass Stallone den ursprünglichen Geist der Reihe aus den Augen verlor und die Filme angeblich in eine falsche Richtung dirigierte, doch es darf darüber gestritten werden, ob dies nicht gerade die beste Entscheidung war. Denn, so klasse "Rocky" und "Rocky 2" auch sind, hätte ein derartiges Konzept wie dort vorgegeben nicht mehr länger funktioniert. Die beiden Teile waren riesige Erfolge und so musste ein Nachfolger her. Der allerdings konnte nur Erfolg an den Kinokassen versprechen, wenn man dem Publikum endlich etwas Neues bot. Sicher, prinzipiell hätte man das Kapitel "Rocky" optimal nach dem zweiten Teil schließen können. Die Geschichte war zu Ende erzählt, Rocky war Weltmeister und hat seinen Traum erfüllt. Doch Stallone dachte natürlich nicht daran, eine derartige Goldgrube zu schließen und so betätigte er sich erneut als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller, um die Fans noch einmal in die Boxarena führen zu können.

Das antreibende Wort, unter dem die Produktion gestanden haben muss, lautete sicher "Veränderung". Denn abgeändert, so viel ist sicher, wurde in "Rocky 3" im Vergleich zu den Vorgängern vieles wenn nicht sogar das Hauptsächlichste. Ging es nämlich bisher immer um den Menschen Rocky Balboa, präsentiert uns der dritte Teil vielmehr ausschließlich packende Kämpfe. Natürlich gibt es auch weiterhin eine Handlung außerhalb des Rings zu erzählen, doch das Hauptaugenmerk liegt hierbei klar auf den grandiosen Fights. Nun muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er "Rocky" lieber als Drama, oder als Actionfilm sehen möchte. Wer zu letzterem tendiert, der kann mit dem dritten Teil nicht viel falsch machen.

Auf der Habenseite kann der Film insbesondere durch die Tatsache glänzen, dass er Altbekanntes mit neuen Elementen der Action verbindet. Dennoch muss einiges weichen, um den tollen Kämpfen Platz zu machen, von denen es in "Rocky 3" einige gibt. So hat die Story beispielsweise nicht mehr die Tiefe, die man aus den Vorgänger kennt. Dennoch ist das Prinzip immer das Gleiche: Rocky bekommt es mit einem übermächtigen Gegner zu tun, erleidet zuerst einige Rückschläge, trainiert daraufhin fleißig und besiegt seinen Gegner zur Überraschung (scherz) aller dann doch. Nicht nur, dass man den Ablauf des Films im Grunde vorhersagen kann, hinzu kommt, dass Stallone plötzlich viel gleichgültiger mit seinen Charakteren umgeht. Auf Adrian und Paulie wird beinahe überhaupt nicht mehr eingegangen, Rocky hingegen musste eine unglaubwürdige Entwicklung über sich ergehen lassen. War er in den Vorgängern noch der naive, nicht unbedingt intelligenteste Boxer aus den Slums von Philadelphia, ist er nun das clevere, wortgewandte Abziehbild eines Actionhelden, dem man diese Wandlung einfach nicht abkauft.

Gerade dadurch, dass "Rocky 3" aber reichlich frischen Wind mit sich bringt, kann man als Fan der Reihe dennoch über diese Tatsache hinwegsehen. Rocky gewinnt einen neuen Freund, Apollo Creed, der ihn eisern trainiert (an dieser Stelle sei jedoch gesagt, dass Stallone mit der an "Baywatch" erinnernden Trainingsszene am Strand, in der Rocky und Apollo in Zeitlupe durchs Wasser rennen und sich freudig umarmen, bei einigen Zuschauern für eine gewisse "Verwunderung" gesorgt haben dürfte) und ihn unterstützt. Der Aspekt Apollo - Rocky nimmt einen wichtigen Stellenwert im Film ein und verleiht im noch eine Restnote von dem, was die Vorgänger so gut machte, als es noch um Charaktere ging. Doch nicht nur das, was natürlich am Meisten begeistert sind die umwerfenden Kämpfe.

Alleine schon die Aneinanderreihung von Kampfsequenzen zu Beginn, die mit Survivor's "Eye of the Tiger" unterlegt werden, zeigen, dass "Rocky 3" sich von seinen Vorgängern abheben will. Es wird hierbei deutlich mehr gekämpft, wobei das absolute Highlight wohl der Kampf Rocky's gegen den Wrestler Tunderlips (gespielt von Hulk Hogan) sein dürfte. Insbesondere Hogan liefert hierbei einige tolle Wrestling-Aktionen und schleudert Rocky unbarmherzig durch den Ring (ungläubig loslachen musste ich übrigens als Thunderlips Rocky aus dem Ring schmeißt und dieser noch im Flug "Adrian, fang mich" schreit. Hat die deutsche Synchro da gekifft oder stand das wirklich so im Drehbuch?). Ebenfalls nicht zu verachten sind die beiden Kämpfe des "italienischen Hengstes" gegen Clubber Lang (gespielt von Mr. T). Mit Clubber Lang hat man einen Gegner gefunden, der endlich mal etwas Abwechslung in die Reihe bringt, nachdem Rocky in den Vorgängern zwei Mal gegen Apollo Creed antreten musste. Lang scheint ein unbesiegbarer Gegner zu sein, der Rocky und seine Frau des öfteren in den Medien angreift, wodurch schnell eine Spannung zwischen den Charakteren entsteht. Natürlich läuft die gesamte Spannung des Films auf die Kämpfe der beiden Boxer hinaus und so ist die Dramaturgie die selbe, wie bereits bei den Vorgängern.

Obwohl ich mit einem enttäuschenden Film gerechnet habe, der den Geist seiner Vorgänger meilenweit verfehlt, konnte mich "Rocky 3" dann dennoch noch überzeugen. Die Action ist dieses mal packender denn je, der Film weitaus unterhaltsamer als seine Vorgänger, die durch ihren pessimistischen Ton mehr ins Genre des Dramas einzuordnen waren. Dennoch dürfte jeder, der bereits "Rocky" und "Rocky 2" mochte, auch den driten Teil lieben. Eine besondere Erwähnung verdient an dieser Stelle noch einmal der Soundtrack. Neben den altbekannten Trainingsmelodien aus den Vorgängern ist es insbesondere das Lied "Eye of the Tiger" von Survivor, der zum Aushängeschild des Films wurde. Selten hat ein Song besser zum Film gepasst, nicht umsonst ist das Lied mittlerweile Kult und wurde sogar für den Oscar nominiert.

Die Schauspieler sind bis auf Mr. T und Hulk Hogan überweigend noch die selben. Der aus dem A-Team bekannte Muskelberg Mr. T wurde für seine "Leistung" in dem Film zwar für eine goldene Himbeere, das negative Gegenstück zum Oscar, nominiert, dennoch bringt er ein neues Flair in die Reihe und erledigt seinen Job eindrucksvoll. Sylvester Stallone hingegen hat etwas nachgelassen, sein Charakter hat sich einfach zu sehr verändert und man erkennt ihn an manchen Stellen kaum noch wieder.

Wer die Vorgänger bereits zu seinen Lieblingsfilmen zählt, der wird mit "Rocky 3" noch immer seinen Spaß haben, so viel steht fest. Stallone rückte hierbei mehr handfeste Haudrauf-Action in den Vordergrund, wodurch die esenziellen Bestandteile von "Rocky" und "Rocky 2" etwas in den Hintergrund geschoben werden. Gerade deshalb ist der dritte Auswurf der Serie aber hochgradig unterhaltsam und wird von nicht wenigen Filmfans sogar als der beste aller "Rocky" Streifen angesehen. Man kann es drehen und wenden wie man will, der Niedergang der Reihe war hier definitiv noch lang nicht erreicht. Nicht nur aufgrund von Survivor's "Eye of the Tiger" ist "Rocky 3" absolute Pflicht, der Film ist wesentlich besser, als oftmals behauptet wird.