Knives Out - Mord ist Familiensache (2019)

Verfasst von damoose am 31. Mai 2020

Dank Corona hatte ich die letzten Wochen viel Zeit und nutzte sie, mir eine Reihe ungesehener Filme anzuschauen. Knives out stand dabei nicht sehr weit oben in meiner Liste. Wahrscheinlich, weil ich vom "Mord im Orient Express"-Remake so enttäuscht war. Um so mehr hat mich Knives Out positiv überrascht. Aus meiner Sicht hat er alles: eine gute Story, namhafte Besetzung, facettenreiche Charaktere und gute schauspielerische Leistungen. Das einzig etwas absurde, war die Verfolgungsjagd. Aber auch sie bettet sich logisch in den Film ein.

Die Detektivgeschichte lässt sich folgendermaßen skizzieren: Eine satte, privilegierte, bestandswahrende, selbstbezogene und in Teilen stinkfaule Familie verlässt sich darauf, vom erfolgreichen (Groß-) Vater (Christopher Plummer) versorgt zu werden. Verbunden mit der Gewissheit, dass auch nach seinem Tod alles so weiter gehen wird.

Daneben die junge, hungrige und fleißige Migrantin (Ana de Armas), die durch ihre offene und natürliche Art dem Patriarchen die Augen öffnet und nach seinem Tod die Alleinerbin eines Multimillionen Dollar Vermögens ist.

Der Verlust des materiellen Wohlstands lässt die Mitglieder der Familie zusammenrücken, aber nur, um durch (gemeinsames) intrigieren wieder in den Besitz des Erbes zu kommen.

Nach einem wilden Ritt und nachdem Chris Evans den Beweis angetreten hat, dass sein Großvater recht hatte ("Meine Familie ist zu dumm einen Theaterdolch von einem echten Dolch zu unterscheiden!") verliert die Familie alles, während die Außenseiterin alles gewinnt.

Dabei zeichnet der Film eine Parabel vom typischsten aller amerikanischen Märchen: vom Tellerwäscher zum Millionär! Im diesem stellt die Familie den Teil der westlichen Gesellschaft dar, der es sich satt und wohlstandsverwöhnt gut gehen lässt. In Teilen offen rassistisch, in Teilen "Gutmensch", Mitläufer oder einfach völlig indifferent. Aber alles in allem ohne wirkliche Probleme.

Dem gegenüber steht der hart arbeitende Teil der Bevölkerung (Ana de Armas), ohne den der andere sich nicht seinem Luxusleben widmen könnte. Der Teil, der seinen eigenen amerikanischen Traum lebt. Ein bescheidenes Leben in Amerika.

Das dieser Teil auch noch von einer weiblichen Migrantin, deren Mutter illegal ins Land gekommen ist, dargestellt wird, kann als Provokation empfunden werden. Noch mehr, als das sie die Stärke hat sich nicht von plumpen Manipulationversuchen ("Meine Familie hat das Geld um die Anwälte zu bezahlen damit deine Mutter im Land bleiben kann!" - "Du meinst, ich habe das Geld um die Anwälte zu bezahlen damit meine Mutter im Land bleiben kann!") einschüchtern zu lassen.

Am Ende wird aus dem ihrem Traum das amerikanische Märchen: Durch harte Arbeit vom Tellerwäscher zum Millionär. Aber nur so, wie Menschen die eigentlich nichts haben heutzutage zu Geld kommen können, ein Erbe. Denn egal wie hart man arbeitet, man wird nie genug verdienen um wirklich reich zu werden.

Am Ende steht Ana de Armas auf einem Balkon des herrschaftlichen Hauses. In der Hand hält sie eine Tasse mit der Aufschrift: "My House - My Rules". Und womit? Mit recht!